Mike Hughes ist ein Feuerwehrmann im Ruhestand. Wenn er sich an seine Dienstzeit erinnert, gibt es diesen einen besonderen Einsatz, er liegt schon bald 20 Jahre zurück, der ihn einfach nicht mehr los läßt.

Damals wurde Mike Hughes zu einem Einsatz gerufen, der ihn für den Rest seines Lebens beeinflussen sollte. Die Folge von Ereignissen, die sich über die Jahre hinweg entfalteten, führten zu Schlaflosigkeit und Tränen.

Ein Alarmruf

Alles begann mit einem Alarmruf. Mike fuhr mit seinen Kollegen sofort zur angegebenen Adresse. Dort fanden die Feuerwehrleute ein lichterloh in Flammen stehendes Haus vor. Sie begannen sofort die Schläuche an Hydranten anzuschließen.

Es war ein Einsatz wie so viele andere zuvor. Die Abläufe waren Routine, und doch war allen klar, dass es um Leben und Tod gehen konnte. Ein unachtsamer Schritt, ein falscher Handgriff, und das Leben eines Kollegen könnte sich für immer ändern.

Kampf gegen die Flammen

Sie mussten schnell denken und handeln. Das Feuer breitete sich rasend schnell aus und sie wussten noch nicht, ob sich die Bewohner hatten retten können. Im schlimmsten Falls waren noch Menschen in den Flammen gefangen.

Während ein Trupp das Feuer bekämpfte, sicherte sich ein zweiter Trupp einen Eingang in das Haus. Es war allen klar, dass es jeden Augenblick in sich zusammenstürzen konnte. Doch trotz der drohenden Gefahr arbeiteten sie sich ins Innere vor. Was würden Sie dort vorfinden?

Drohender Einsturz

Mike eilte durch die Flammen. Hinein ins erste Zimmer, in dem er dachte, dass jemand sein könnte. Es war leer. Er arbeitete sich durch den Qualm von Zimmer zu Zimmer. Zuerst schien es, das ganze Haus wäre leer. Er entspannte sich. Nur noch ein Zimmer.

Seine Kollegen riefen ihm über Funk zu, er müsse sich beeilen. Der Dachstuhl drohte einzustürzen. Alle Kollegen hatten das Haus bereits verlassen. Aber einfach umdrehen, wo nur noch ein Zimmer zu kontrollieren war? Das kam nicht in Frage. Er öffnete die Tür und  sein Herz blieb beinahe stehen: er wusste sofort was er zu tun hatte!

Mitten in den Flammen: eine Kinderkrippe

Mike sah eine Kinderkrippe und handelte so schnell er konnte. Als er die Krippe erreichte, bemerkte er: Ein Baby war in der Krippe gefangen. Heute erinnert sich Mike: “Als wir ankamen, stand ein großer Teil des Hauses bereits in Flammen. Ich fand das Baby zusammengerollt in seinem Bettchen im Schlafzimmer.“

Mike packte das Baby und musste es nun sicher aus dem Haus bringen. Es gelang ihm! Er rettete ein 9 Monate altes Baby. Im Freien wartete bereits die Besatzung eines Krankenwagens um das Baby auf eine Rauchvergiftung zu untersuchen.

Erinnerungen

Dieses Erlebnis sollte Mike sein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen. Er trug diesen Vorfall für den Rest seiner Karriere bei jedem Einsatz mit sich. Es gab immer etwas, das ihn an dieses eine Feuer denken ließ.

Dabei wusste er nichts darüber, was danach mit diesem Baby geschah. Er verbrachte unzählige Nächte damit, darüber nachzudenken, ob das Baby die Rauchvergiftung überlebt hatte und wo es jetzt sein würde…

Im verdienten Ruhestand

Auch Jahre später, Mike befand sich mittlerweile im Ruhestand und genoß einen ruhigen Alltag, ließen ihn die Gedanken an das Baby im Feuer nicht los. Er konnte diesen Vorfall einfach nicht aus dem Kopf bekommen.

Irgendwann fingen die Gedanken an, ihn nachts wach zu halten. Seine Familie und Freunde begannen sich Sorgen zu machen. Mike kontaktierte seine damaligen Feuerwehrkameraden, um zu fragen, ob sie irgendwelche Informationen hätten.

Kameraden der Feuerwehr

Natürlich erinnerten sich alle an den Vorfall. Aber niemand erinnerte sich an Namen. Sie machten sich Sorgen um Mike. Jeder Feuerwehrmann hat etwas, das ihn beschäftigt, noch lange über einen Einsatz hinweg.

Das ist einer der schwierigsten Teile der Arbeit: Unwissenheit. Was passiert mit Unfallopfern nach einem Einsatz? Mike wusste damals nicht, dass schon bald eine Spur auf ihn zukommen würde.

Eine erste Spur

Bei einem Besuch bei seiner Mutter, die sich Sorgen über seine Schlaflosigkeit machte, erzählte Mike, was ihn so bedrückte. Er erklärte, dass er endlich wissen müsse, was aus dem Baby geworden war.

Er schilderte, wie ihm der Vorfall kürzlich in den Sinn kam. War das Baby ein Mädchen oder ein Junge und wie sollte es das herausfinden? Mikes Mutter war immer stolz auf ihren Sohn gewesen, sie hatte ihn bewundert und an seiner Seite gestanden. Sie hatte eine Spur!

Alte Zeitungsausschnitte

Seine Mutter hatte im Laufe der Jahre alle Erinnerungsstücke aufbewahrt. Dazu gehörten auch verschiedene Zeitungsartikel über Mikes Feuerwache. Jeder Vorfall, der es zu einer Schlagzeile gemacht hatte, wurde ausgeschnitten und aufgehoben.

Zum Glück für Mike hatte sie auch die Berichte aus den Tagen nach dem bewussten Feuer aufbewahrt. Genau das brauchte Mike, um etwas tiefer in den Aufenthaltsort der Babys einzudringen.

Würde er endlich Antworten finden?

Und tatsächlich: da stand ihr Name: Dawnielle Davison. Endlich eine Spur, mit der er arbeiten konnte. Mike hatte noch weitere Menschen gerettet, aber die Rettung dieses Babys hatte ihn jahrelang begleitet.

Es waren 17 Jahre seit dem Vorfall vergangen, aber Mike fühlte sich immer mehr gezwungen herauszufinden, wo sie im Leben stand. Was war mit ihr passiert? War sie am Leben und wohlauf?

Die Suche

Mike ging auf Facebook. Das war die beste und wohl auch einzige Möglichkeit, das Baby von damals zu finden, das er gerettet hatte. Er hatte jetzt ihren Namen und war begierig, sie zu finden.

Er tippte Dawnielle Davidson ein und schaffte es, einige der Ergebnisse zu überfliegen. Es gab viele Einträge – es ist ein sehr gebräuchlicher Name, wie sich herausstellte. Also schickte er so vielen wie möglich eine Nachricht, die ungefähr so alt zu sein schienen, wie sie jetzt sein würde.

Nichts als Sackgassen

Mike erhielt ein paar Antworten. Er las sie alle voller Vorfreude durch. Immer dachte er, diesmal müsste es Dawnielle sein. Für ihn gab es keinen Zweifel, dass die Richtige antworten würde und die irrtümlich angeschriebenen nicht.

Nun, er erhielt eine Antwort nach der anderen, aber nur von Frauen, die ihm mitteilten, dass sie leider nicht dieses Baby waren und ihm viel Glück bei seiner Suche wünschten. Mike begann langsam die Hoffnung zu verlieren, aber plötzlich schien sich das Blatt zu wenden.

Sie haben Post!

Die richtige Dawnielle Davison, das Baby aus den Flammen, hatte auf Facebook eine Nachricht von Mike Hughes erhalten. Sie war verwirrt und verstand den Kontext nicht wirklich. Schließlich war sie gerade einmal 9 Monate alt, als ihr Leben gerettet wurde.

Sie sagte: „Ich war zuerst nur etwas verwirrt. Ich wusste gar nicht, dass so etwas passiert war.” Ihre Eltern waren jedoch in der Lage, die fehlenden Puzzleteile zu ergänzen und ihr zu helfen, die heroischen Ereignisse zu verstehen, die mehr als ein Jahrzehnt zuvor stattfanden.

Die Facebook-Nachricht

Da er die Nachricht an viele Accounts schicken musste, hatte er sie bewusst sehr knapp gehalten. Mike erinnerte sich an die Ereignisse: “Ich habe ihr eine Nachricht geschickt, auf der stand: ‚Ich glaube, ich habe dich als Baby aus einem Feuer geholt'”.

Als Dawnielle diese Nachricht erhielt, waren ihre Eltern und sie ziemlich skeptisch. Wie konnten sie sicher sein, dass dies der Feuerwehrmann war, der ihre Dawnielle tatsächlich gerettet hatte?

Der Test

Es gab ein Schlüsselelement in der Geschichte, das nur der Feuerwehrmann kennen würde. Also beschloss Dawnielle zu antworten. Mike erinnert sich: „Sie hat mich einem Test unterzogen.”

Dawnielle schrieb also zurück: “Wenn Du wirklich der Feuerwehrmann bist, dann sag mir: Was hat meine Mutter damals gemacht?‘“ Dies war ein harter Test. Es war Jahre her, erinnerte er sich?

Die schnelle Antwort

Natürlich erinnerte er sich. Schließlich konnte er jahrelang kein einziges Detail des Einsatzes vergessen! Er musste nicht einmal zögern oder sich eine Sekunde Zeit nehmen, um sich zu erinnern, bevor er antwortete.

Mike sagt: “Ich schrieb ihr sofort zurück: Deine Mutter war bei der Arbeit. Nur Dein Vater war zu Hause.” Und während er diese Antwort schrieb, den Test beantwortete, hatte er die Bilder wieder vor Augen, so deutlich als wäre es eben passiert.

Unglaubliche Erinnerungen

Es war die richtige Antwort. Es war für die Familie Davison ziemlich unglaublich, dass er sich nach all den Jahren nicht nur an alle Details erinnerte. Allen war klar, der Vorfall musste ihn wirklich bewegt haben.

Auch dass Mike sich bemüht hatte, das Baby – mittlerweile eine junge Frau – zu finden, welches er gerettet hatte, war ungewöhnlich. Dawnielle und ihre Eltern waren erstaunt, dass es einen so großen Einfluss auf Mikes Leben hatte. Dies war der Beginn von etwas mehr.

Ein Wunder

Dawnielle hatte Teile der Geschichte gehört, aber erst jetzt erkannte sie, was für eine wichtige Rolle Mike in der Geschichte gespielt hatte. Sie beschloß ihm ein Foto zu senden, damit er sehen konnte, wie sie heute aussah.

Als sie Mike zurück schrieb, war er völlig geschockt, zu Tränen gerührt, als er sah, dass dieses Baby nicht nur gesund und wohlauf war, sondern mittlerweile auch fast erwachsen. Für beide war das der Anfang zu etwas Neuem.

Eine Freundschaft entsteht

Nach diesen ersten Nachrichten blieben Dawnielle und Mike noch eine Weile in Kontakt. Sie tauschten Nachrichten aus und sie informierte ihn sogar über ihren Schulabschluss und ihre außerschulischen Aktivitäten.

Mike fühlte sich in irgendeiner Weise wirklich mit ihr verbunden und Dawnielle verstand, dass sie ihm ihre Existenz irgendwie verdankte. Auch wenn sie sich nur selten schrieben, waren sie einander doch eng verbunden.

Dawnielle, die Athletin

Dawnielle war eine gute Athletin. Laufen und Leichtathletik waren ihre Steckenpferde. Sie würde Mike über ihre Erfolge und ihre Leistungen regelmäßig informieren. Bei vielen Turnieren dachte sie an Mike.

Mike war über jede neue Nachricht mehr als glücklich. Von ihr zu hören und zu sehen, dass es ihr so gut ging war Balsam für seine Seele. Die beiden hatten eine gute Verbindung. Doch was dann passieren sollte, überraschte Mike.

Der große Anlaß

Ein großer Tag für Dawnielle stand bevor. Als sie ihren Abschluss machte, begann sie zu erkennen, dass Mike wirklich ein wesentlicher Bestandteil ihres Lebens war. Je näher der Abschlußtag rückte, deste mehr dachte sie nach.

Es wurde ihr klar, dass sie ohne ihn nie zur Schule gegangen wäre, und auch niemals einen Abschluss machen könnte. Sie wollte ihn an diesem Tag – ein so entscheidender Tag für jeden Schüler – mit einbinden.

Ein Brief

Eines Tages erhielt Mike einen mysteriösen Umschlag per Post. Er war lila und schwarz, und stach unter der regulären Post sofort hervor. Mike beeilte sich vom Briefkasten ins Haus zu kommen und griff gespannt nach dem Brieföffner.

Mike war ein Einheimischer und in der Stadt bekannt. Er hatte schon viele Einladungen und Ehrungen erhalten. Doch diese schien anders. Und tatsächlich: es war das Letzte, womit er jemals gerechnet hatte.

Eine Einladung

Mike holte seine Lesebrille und schaute nach dem Absender. Der Brief stammte von Dawnielle. Mike suchte nach seinem Brieföffner. Einen so besonderen Brief wollte er nicht einfach mit den Fingern aufreißen.

Ganz vorsichtig begann er den Umschlag zu öffnen. Er enthielt ein Bild von Dawnielle. Aber warum sollte sie ihm ein Bild schicken? Als er den Brief weiter las, überkam ihn ein Gefühl von Stolz.

Einladung zur Abschlussfeier

Es war eine Einladung von seiner Dawnielle zu ihrer Abschlussfeier. Sie hatte Mike tatsächlich zu ihrem Schuldabschluss eingeladen. Mike war absolut begeistert und gleichzeitig schockiert.

Er erinnert sich noch heute: “Sie hat mir eine Einladung geschickt, also dachte ich: Verdammt, ich gehe hin! Es hat mir unglaublich viel bedeutet. Ich fühlte mich geehrt und respektiert. Ich war wirklich glücklich.”

Der nächste Meilenstein

Mike besuchte ihre Abschlussfeier. Er konnte dabei sein und mit eigenen Augen sehen, wie das einmal neun Monate alte Baby, das er gerettet hatte, jetzt die High School beendete.  Freudentränen füllten seine Augen.

Er war so stolz auf sie. Dawnielle und ihren Eltern dämmerte jedoch, dass dies höchstwahrscheinlich einer der größten Meilensteine in ihrem Leben war. Der erst war ihre damalige Rettung gewesen.

Freudentränen

Nach der Zeremonie traf sich Dawnielle mit Mike. Sie umarmten sich, waren glücklich und schoßen Erinnerungsfotos. Vor lauter Freude konnte Mike nicht seine Tränen nicht länger zurückhalten. Und auch Dawnielle musste weinen.

Freudentränen begannen über ihre Gesichter zu fließen. “Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll, es sind Freudentränen, zu erkennen, dass so viele Dinge hätten schief gehen können und ich so viel Glück hatte.“ sagte Dawnielle. Sie war Mike und seiner Arbeit an diesem Tag unendlich dankbar.

Aller guten Dinge sind drei!

Dawnielle drückte ihre Dankbarkeit für Mike, aber auch für alle seine Kollegen der Feuerwehr aus. Sie sagte, dass sie wüsste, dass sie nicht hier sein würde, wenn es ihn und sein Team nicht gegeben hätte.

Mike sagte: “Sie war die dritte Person, die ich in meiner Karriere aus einem Feuer geholt habe. Und man sagt doch immer. Aller guten Dinge sind drei.” Auch die anderen beiden Menschen, die Mike während seiner Zeit als Feuerwehrmann einer Kleinstadt gerettet hat, haben die Brände übrigens mit heiler Haut überstanden.