Es war im September 2014, als Derek McLennan, ein begeisterter Metallsucher, mit seinen beiden Freunden zu einem Feld fuhr, das der Church of Scotland gehört. Ein Jahr zuvor hatte er in der Nähe von Twynholm einen Schatz aus mittelalterlichen Münzen gefunden. Nun hoffte er, an diesem Tag über etwas ebenso Bedeutsames zu stolpern.

Nachdem er sich an diesem Morgen noch überreden musste, die Reise anzutreten, da er sich an diesem Morgen unwohl gefühlt hatte, war McLennan nun überrascht, als sein Detektor anfing zu piepsen. Er wusste nicht, dass er gerade dabei war, etwas zu entdecken, das über 1.000 Jahre lang verborgen war.

Derek McLennan war mit Freunden auf Schatzsuche

Derek McLennan aus Ayrshire im Südwesten Schottlands ist ein Geschäftsmann mit einem außergewöhnlichen Hobby: es ist ein begeisterter Schatzsucher mit seinem Metalldetektor. Er war mit zwei Freunden auf dem Land, als etwas Erstaunliches passierte.

Es war wie an jedem anderen Tag im Feld, bis McLennans Metalldetektor zu piepen begann. Und wie jedes Mal, wenn die Maschine anschlug, war der Schatzsucher sehr aufgeregt. Er oder seine Freunde wussten nichts davon, aber sie waren dabei, etwas Außergewöhnliches zu entdecken. Dabei fühlte McLennan sich an diesem Tag nicht wirklich wohl und wäre beinahe zuhause geblieben. Unvorstellbar, wenn er die wundersame Entdeckung nicht gemacht hätte.

McLennan wäre an diesem Tag fast nicht gefahren

Ironischerweise wachte McLennan an diesem Septembermorgen 2014 auf und fühlte sich ein wenig unwohl. Aus diesem Grund war er kurz davor, die kleine Metallsuchexpedition mit seinen beiden Freunden abzubrechen.

Aber er fühlte sich schuldig, da er seinen beiden Freunden, dem Pastor Mike Smith und Rev. Dr. David Bartholomew bereits versprochen hatte, sich ihnen bei der Schatzsuche anzuschließen. Also sammelte er all seine Energie und ging auf Schatzsuche.

Im Jahr zuvor bereits ein Fund

Es ist nicht ganz verwunderlich, dass McLennan an diesem Morgen aus dem Bett aufstand, wenn man an seinen Erfolg aus dem Vorjahr denkt. Tatsächlich hat er bereits eine ziemlich solide Erfolgsbilanz bei der Suche nach Schätzen vorweisen können. 2013 entdeckte McLennan zusammen mit seinem Freund Gus Paterson einen Fundus von 300 mittelalterlichen Silbermünzen!

Obwohl er diesmal nicht in der Nähe von Twynholm in Schottland war, wo er damals die Münzen ausgegraben hatte, besteht immer die Möglichkeit, etwas Erstaunliches zu entdecken. Nur ein Jahr später ist McLennan und seinen beiden anderen Freunden genau das passiert.

Ihr Ziel war ein schottisches Feld

Also machte sich McLennan fertig und die drei Männer machten sich auf den Weg zu ihrem Ziel. An diesem Septembermorgen fuhren sie zu einem Feld, das der Church of Scotland in der Grafschaft Kirkcudbrightshire in Dumfries and Galloway gehörte.

Dort angekommen begannen die drei Freunde, das Land aufzuteilen und entschieden, wo sie nach Schätzen suchen würden. Es dauerte nicht lange, bis McLennans Metalldetektor zu piepen begann. Er hatte etwas gefunden! Er begann zu graben und war von seinem Fund weniger beeindruckt.

Er dachte, er hätte einen alten Silberlöffel ausgegraben

McLennan hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, als er begann, nach dem Objekt zu suchen, das sein Metalldetektor signalisiert hatte. Wie Expeditionen normalerweise ablaufen, war es wahrscheinlich ein Stück Folie oder eine alte Getränkedose.

Zu seiner Überraschung fand McLennan etwas, das wie ein alter silberner Löffel aussah. In seinen Augen war es nichts, worüber man sich übermäßig freuen konnte. Jedenfalls bis er sich das Objekt genauer ansah.

Wurde das Objekt von den Wikingern hergestellt?

Als er das Objekt in der Hand hielt, begann McLennan es genauer zu betrachten. Während eines Interviews mit der BBC sagte er später: “Ich habe das erste Stück ausgegraben und anfangs habe ich nicht verstanden, was ich gefunden hatte, weil ich dachte, es sei ein silberner Löffel.”

„Und dann drehte ich es um und wischte mit dem Daumen darüber, und ich sah das Saltire-Design und wusste sofort, dass es Viking war.“ Offensichtlich wurde es für die Schatzsucher interessant.

Er war völlig aus dem Häuschen

Die Emotionen des Schatzsuchers wurden in kürzester Zeit von traurig zu hocherfreut. Als McLennan erkannte, was das Objekt war, rief er seine Freunde zu sich, um sie sich anzusehen. Offensichtlich konnte er seine Entdeckung nicht lange für sich behalten!

Während seines Interviews mit der BBC sagte McLennan dazu: „Meine Sinne explodierten, ich bekam einen Schock, Endorphine überfluteten mein System, ich taumelte auf meine Kollegen zu und schwenkte es in der Luft.“ Und das war erst der Anfang.

Eine Fundgrube mit Wikingerrelikten

McLennan war tatsächlich auf einen Fundus von Wikingerrelikten gestoßen, Gegenstände, die seit über 1.000 Jahren verloren und begraben sind! Mit der Anzahl der Gegenstände, die er aus der Erde geholt hat, könnte es der größte Fund aller Zeiten sein.

Unter den Relikten befanden sich Gold- und Silberbarren, Armbänder und Broschen. Aber es gab vor allem ein Objekt, das die Aufmerksamkeit von McLennan und seinen beiden Freunden auf sich zog. Unter den Schätzen befand sich ein frühmittelalterliches christliches Kreuz.

Die Schatzkammer wurde rund um die Uhr bewacht

Nach dem ersten Freudenjubel beruhigten sich die drei Freunde schnell wieder. Es gab eine wichtige Sache, die sie jetzt tun mussten, und das war, die schottische Finanzbehörde anzurufen, um ihren Fund zu melden.

Die Finanzbehörde unternahm große Anstrengungen, um sicherzustellen, dass der Schatz rund um die Uhr bewacht wurde. Ein ortsansässiger Bauer stellte sogar seinen größten Bullen bereit, auf dem Feld Wache zu halten, nur um neugierige Wanderer abzuschrecken. Die drei Männer hatten nur an der Oberfläche gekratzt. Nun war es an der Zeit, die Profis hinzuzuziehen.

Noch nie wurde in Schottland ein vergleichbarer Schatz gefunden

Der Leiter der Treasure Trove Unit des National Museum of Scotland, Stuart Campbell, sprach mit der BBC über die Bedeutung des Funds. Während seines Interviews mit dem Sender sagte Campbell: „In Bezug auf die Materialvielfalt, die dieser Fund darstellt, wurde in Schottland zuvor nichts Vergleichbares gefunden.”

„Es gibt Material aus Irland, aus Skandinavien, aus verschiedenen Orten in Mitteleuropa und aus mehreren Jahrhunderten.“ Schon nach den wenigen Gegenständen, die die Männer gefunden hatten, war allen klar: es an der Zeit, eine vollständige Ausgrabung einzuleiten.

Insgesamt gab es 100 Artefakte

Die Artefakte, die McLennan ausgegraben hatte, waren wirklich erstaunlich. Und es dauerte nicht lange, bis auf dem Feld eine riesige archäologische Ausgrabung organisiert war. Alle wollten herausfinden, wie viel da noch in der Erde lag!

Wie sich herausstellte, gab es verschiedene Schichten mit Objekten im Boden. Zuerst waren es die Gegenstände, die McLennan und seine beiden Freunde ausgegraben haben. Darunter weitere kostbare Schätze, wie zum Beispiel eine goldene Anstecknadel in Form eines Vogels. Insgesamt waren es 100 Artefakte.

Ein interessanter Topf

Abgesehen von den Armringen, Anstecknadeln und anderem Schmuck war die mit der Ausgrabung beauftragte Mannschaft von einem bestimmten Gegenstand besonders fasziniert. Unter den Artefakten der unteren Schicht befand sich ein großer Topf aus einer Silberlegierung mit einem passenden Deckel.

Der Topf war in alten und verrotteten Stoff gewickelt. Aber er war noch intakt. Die Forscher vermuteten, dass der Topf bereits mindestens ein Jahrhundert alt war, als er im neunten oder zehnten Jahrhundert vergraben wurde!

Sie beschlossen, den Topf zu röntgen

Jetzt ging es nur noch darum herauszufinden, was sich in dem alten Topf befand. Vor dem Öffnen des Deckels entschieden sich die Archäologen jedoch für eine Röntgenaufnahme des Topfs. Sie wollten einerseits den Topf beim Öffnen nicht beschädigen und andererseits sicherstellen, dass sich nichts darin befand, das ihnen in irgendeiner Weise schaden könnte.

Was die Röntgenaufnahme dann aber zeigt, übertruft selbst die kühnsten Träume der Ausgrabungsmannschaft. Der Topf war bis obenhin gefüllt. Und nein, es war nicht nur eine weitere Nadel in Form eines Vogels.

Die Stunde der Röntgentechniker

Die Crew brachte den Topf also für die geplante Röntgenaufnahme in ein nahegelegenes Krankenhaus in Melrose, Schottland: das Borders General Hospital. Natürlich war das Röntgenteam des Krankenhauses eher daran gewöhnt, menschliche Patienten zu versorgen und nicht jahrhundertealte Artefakte, die gerade aus dem Boden gegraben wurden!

Trotzdem machten sie sich an die Arbeit. Das brachte immerhin Abwechslung in den Klinikalltag. Was sie dann bei der Untersuchung des Röntgenbildes fanden, war mehr, als sich irgendjemand hätte vorstellen können.

Es gab mindestens 20 Artefakte im Topf

Im Topf war kein alter Fluch oder irgendetwas, das McLennan oder dem Rest des Teams hätte schaden könnte. Statt dessen befanden sich in dem tausend Jahre alten Topf mindestens 20 weitere Artefakte!

Es dauerte eine ganze Weile, alle Stücke auszuwerten, zu registrieren und aufzubereiten. So wurden die Artefakte erst Jahre später der Öffentlichkeit vorgstellt. Aber wir können sagen: das Warten hat sich gelohnt!

Byzantinische Seide, Goldbarren und silberne Broschen

Unter den 20 Artefakten, die der Öffentlichkeit schließlich gezeigt wurden, befanden sich byzantinische Seide, ein Goldbarren und sechs angelsächsische Silberbroschen. Ersteres war sehr beeindruckend, da diese Seidenart aus dem 4. Jahrhundert und der Gegend um  Konstantinopel stammt.

Bei solch seltenen Funden stellt sich die große Frage, wie viel sind die Wikinger-Artefakte heute wert? Wenn man bedenkt, wie viele Gegenstände McLennan im Feld gefunden hat, wird er mit Sicherheit eine beachtliche Prämie erhalten!

Der Schatz wird geschätzt

Nach der Bewertung aller Artefakte hat das, was heute als Galloway Fund bekannt ist, einen geschätzten Wert zwischen 630.000 und 1,2 Millionen US-Dollar. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass McLennan an diesem schicksalhaften Morgen erst gar nicht Aufstehen aufstehen wollte!

Die Fundstücke selbst werden von der Treasure Trove Unit verwaltet. In Zusammenarbeit mit dem Büro der Königin und dem Finanzamt wird sie entscheiden, was mit dem Schatz in Zukunft am besten passieren soll.

Museen bieten für die Artefakte

Wie es bei vielen Schatzfunden der Fall ist, wird auch der Galloway Fund schließlich an Museen versteigert. Dabei geht der gesamte Erlös an die Finder. Es sieht also so aus, als würden McLennan und seine Freunde aus ihrem Hobby eine sehr schöne Auszahlung erhalten!

Bleibt nur noch die Frage: Warum haben die Wikinger die Artefakte im Boden gelassen und sind nie wieder zurückgekommen? Leider wir diese Frage höchstwahrscheinlich unbeantwortet bleiben.

Die Geschichte der Wikinger

Eines Tages werden die Menschen in der Lage sein, die Geschichte in einem Museum nachzuvollziehen. Es ist klar, dass der Fund eine große Rolle dabei spielen wird, das Wirken der Wikinger in Schottland zu verstehen.

Olwyn Owen, ein Wikinger-Spezialist, sagte: „Dieser Schatz wird unser Verständnis der Wikingerbewegungen in der Landschaft, ihrer Beziehungen mit anderen Menschen und ihrer Handwerkskunst enorm verbessern.“ Im Moment können die Leute nur davon ausgehen, dass derjenige, der die Artefakte in den Boden gelegt hat, einen sehr guten Grund dafür hatte.

Von einem Krieger vergraben?

Laut McLennan gibt es in Galloway eine alte Legende, die von einer Schlacht zwischen Schotten und Wikingern spricht. Am Ende triumphierten die Schotten über die Wikinger. Vielleicht ist der Schatz also der eines Wikinger-Kriegers, der nicht wollte, dass die wertvollen Artefakte in feindliche Hände fielen!

Heute hat der Galloway Fund im National Museum of Scotland ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Das Museum hatte vor der Auktion über zwei Millionen Dollar für den Erwerb der Reliquien gesammelt.