Wenn wir einen Strandurlaub buchen, denken wir natürlich als Letztes daran, dass etwas schieflaufen könnte. An manchen Stränden sorgt man sich vielleicht über Haie und die rote Fahne. Doch eigentlich sind unsere Gedanken bei Sonne, Sand und guter Laune.

Nach einem ganzen Tag im Meer – ohne Haie – setzte eine Familie aus dem US-Bundesstaat Indiana ihren glücklichen Urlaub unbeschwert fort. Doch etwas im Wasser war nicht bereit, sich von ihnen zu verabschieden und sollte schon bald ein Familienmitglied in einen Kampf um ihr Leben führen.

Endlich Urlaub

Als die 12-jährige Kylei Parker und ihre Familie zum ersten Mal nach Destin, Florida, aufbrachen, erwarteten sie einen Urlaub voller Sonne, Sand und Entspannung. Kurzum: ein Familienurlaub wie aus dem Bilderbuch.

Aber als es endlich an der Zeit war, das trübe Wetter im US-Bundesstaat Indiana gegen die Sonne Floridas zu tauschen, begann es direkt mit einer gewaltigen Enttäuschung. Es schien, als wollte sich Florida nicht von seiner schönsten Seite zeigen.

Dauerregen

Obwohl Florida für sein warmes Wetter und die – gefühlt – immer strahlende Sonne bekannt ist, ist es auch für seinen Regen gefürchtet. Der kann nämlich sehr ausdauernd sein, und genau danach sah es aus.

Als Kylei und ihre Familie im Sunshine State landeten, fehlte die Sonne. Es regnete stattdessen. Auch am nächsten Tag und am übernächsten. So langsam machten die dunklen Wolken schlechte Laune.

Nur knöcheltief ins Wasser

Schließlich ging das schlechte Wetter vorüber. Leider fand die Parker-Familie aber auch jetzt nicht den so sehnlich ersehnten Traumstrand mit weichem Sand, warmer Sonne und sanften Wellen.

Was sie stattdessen fanden, als sie sich von der Sonne zum Strand locken ließen, war die rote Flagge. Die Stürme wirbelten einige ziemlich gefährliche Wellen auf, und Strandbesucher durften nur knöcheltief ins Wasser gehen.

Unsichtbare Bedrohung

Die Parkers beschlossen, sich von all dem Pech mit dem Wetter die so lange ersehnte Urlaubszeit nicht verderben zu lassen. Sie folgten den Anweisungen der Bademeister und begnügten sich damit, im seichten Wasser zu bleiben.

So nutzten sie glücklich die Zeit am Strand, die sie hatten. Die ganze Zeit lauerte jedoch eine unsichtbare Bedrohung im Wasser. Eine Bedrohung, der ausgerechnet Kylei schon bald zum Opfer fallen sollte.

Ein stechender Schmerz

Am nächsten Morgen wachte Kylei mit quälenden Schmerzen in ihrer rechten Wade auf. Ihre Mutter Michelle ging zunächst davon aus, dass es sich um einen starken Muskelkater handeln würde und schickte ihren Mann in die Apotheke, um Magnesium zu besorgen.

Kylei nahm das Magnesium und hoffte, der Schmerz würde bald nachlassen. Um sich abzulenken, beschloss sie, den Urlaubstag wie geplant zu verbringen. Doch leider ließ der Schmerz nicht nach.

Eine böse Erkenntnis

Am nächsten Tag verstärkte sich der Schmerz auf ein unvorstellbares Maß. Kylei hatte Tränen in den Augen, weinte mehrmals richtig und schaffte es nicht einmal mehr, das Bein zu belasten.

Als Michelle ihre Tochter vom Bett an den Tisch tragen musste, erkannte die Familie, dass dies kein Muskelkater war. Aber was war es dann? Michelle machte sich nun große Vorwürfe, nicht schon tags zuvor einen Arzt aufgesucht zu haben.

Zurück nach Hause

Die Parkers beschlossen den Urlaub abzubrechen. Kylei brauchte einen Arzt. Die Familie war sich einig, nicht zu einem fremden Arzt in Florida zu gehen, sondern den Arzt ihres Vertrauens zu Hause zu konsultieren.

Als sie nach Indiana zurückkehrte, brachte Michelle ihre Tochter gleich als Erstes zu ihrem Hausarzt. Der schickte sie direkt weiter zur Notaufnahme. Dort wurde ein MRT gebracht, und nachdem die Ergebnisse vorlagen, waren alle schockiert.

Alle müssen jetzt schnell handeln

Anscheinend hatte Kylei sich nekrotisierende Fasziitis zugezogen. Dabei handelt es sich um ein seltenes, fleischfressendes Bakterium. Wahrscheinlich war es durch einen kleinen Kratzer an Kyleis Fuß in ihren Körper gelangt war.

Doch jetzt war keine Zeit, um zu spekulieren. Wie auch immer das Bakterium in Kyleis Bein gelangt war, es stellte eine Lebensgefahr dar. Wenn die Ärzte nicht schnell handelten, würde Kylei ihr Bein verlieren – oder schlimmer noch: sterben.

Septischer Schock

Die Ärzte begannen als Erstes damit, Kyleis Körper mit Flüssigkeiten zu füllen. Sie mussten verhindern, dass ihr Blutdruck weiter abfiel. Die Patricks hatten in der Tat wertvolle Zeit verloren, indem sie die Schmerzen zuerst auf einen Muskelkater geschoben hatten.

Innerhalb weniger Stunden begann Kylei in einen septischen Schock zu geraten. Während die Ärzte gegen den Schock ankämpften, machten sie auch weitere Scans von Kyleis Bein. Leider brachte das erschreckende Ergebnisse.

Notoperation

Die Infektion hatte bereits eine große Tasche hinter ihrem rechten Knie gebildet. Dort hatte sich viel Flüssigkeit gesammelt. Flüssigkeit, mit einer hohen Konzentration des gefährlichen Bakteriums.

Doch damit nicht genug. Die Bakterien hatten bereits begonnen sich in ihrem ganzen Körper auszubreiten. Wenn es überhaupt noch eine Chance gab, Kyleis Bein zu retten, mussten die Ärzte sofort operieren.

Eine lange Schicht

Kylei wurde sofort für die Notoperation vorbereitet. Ein Team aus Chirurgen wurde zusammengestellt. Allen war der Ernst der Situation anzusehen. Nicht zuletzt bedeuteten die Bakterien auch für die Ärzte ein erhebliches Risiko, sich bei der Operation anzustecken.

Den Ärzten war klar, dass dies eine massive Operation werden würde. Chirurgen wechselten sich ab, um rund um die Uhr daran zu arbeiteten, so viel wie möglich von der Infektion zu entfernen, bevor sie sich weiter im Körper ausbreiten konnte. Leider reichte diese Erstoperation jedoch nicht aus.

Die Infektion besiegen

In den folgenden Tagen musste sich Kylei daher noch zwei weiteren, langen und komplizierten Operationen unterziehen. Erst dann konnte die Familie aufatmen: die Ärzte waren nun sicher, alle Infektionsherde aus Kylei Parker entfernt zu haben.

Krank und erschöpft musste Kylei aber noch eine komplette Woche im Krankenhaus verbringen. Einerseits zur Überwachung, andererseits auch einfach nur, um sich von der Tortur zu erholen.

Eine schwierige Reha

Fast zwei Wochen nach dem verhängnisvollen Urlaubstag am Strand durfte Kylei endlich das Krankenhaus verlassen. Sie freute sich auf diesen Schritt in die Normalität. Endlich würde sie wieder in ihrem Kinderzimmer schlafen.

Die folgenden Monate sollten sich jedoch als der schwierigste Teil ihrer Genesung erweisen. Mit Reihen von Stichen in ihrem Bein, einem schweren Verband und einer Infusion in ihrem Arm stand Kylei am Anfang ihrer Reha.

Erneut laufen lernen

Kyleis Beine hatten in den letzten Wochen gleich von drei Seiten schwere Traumata erhalten. Da waren zuerst natürlich die Bakterien. Dazu kamen die schweren Operationen. Oben drauf gab es dann noch den Muskelabbau durch das wochenlange liegen.

Kylei wusste bereits, dass ein langer Weg vor ihr lag. Sie würde monatelang Physiotherapie benötigen. Sie musste dabei erst wieder lernen zu laufen. Michelle war trotz dieses beschwerlichen Weges ihrer Tochter vor allem dankbar, dass es den Ärzten gelungen war, ihr Bein zu retten.

Ein langer Weg der Genesung

Kylei ertrug all die Schmerzen und Anstrengungen der Physiotherapie mit einer Engelsgeduld. Auch bei ihr überwog die Dankbarkeit. Sie hätte ihr Bein verlieren und auf einen Rollstuhl angewiesen sein können.

“Uns geht es noch nicht wirklich gut, aber wir sind auf dem Weg der Besserung”, schrieb Michelle auf Facebook. “Wir werden zahlreiche Arztbesuche, Physiotherapie und Blutuntersuchungen haben, aber alles was zählt, ist, dass mein Mädchen lebt.”

Andere warnen

Nachdem Michelle und ihre Familie diese traumatische Erfahrung durchlebt hatten, kam ein großer Wunsch auf. Keine andere Familie sollte diesen Horror durchleben müssen. Die Menschen mussten gewarnt werden.

Die Parkers begannen damit, andere über die Bedrohung durch diese tödlichen Bakterien aufzuklären. Mit über 100 Millionen Touristen, die jedes Jahr nach Florida reisen, ist das Risiko, sich an dieser Art von Infektion zu erkranken, höher denn je.

Wichtiges Wissen

„Ich wollte die Geschichte meiner Tochter teilen, in der Hoffnung, dass sie jemand anderen retten kann“, fuhr Michelle in ihrem Beitrag fort. “Wir fürchten, viele Familien könnten es zuerst als Muskelkater oder Krampfanfall abtun, wie wir.”

“Wir gehen mit Kyleis Geschichte an die Öffentlichkeit, weil Zeit bei dieser Erkrankung so unendlich wichtig ist. Nur wenn man die Symptome rechtzeitig erkennt, hat man eine Chance auf Heilung.”

Leicht zu ignorieren

Tatsächlich werden die Auswirkungen einer nekrotisierenden Fasziitis oft zu lange ignoriert. Menschen wollen nicht als schwach oder wehleidig gelten und so verbeißen sie sich die Schmerzen, bis es nicht mehr geht.

Dann ist es oft zu spät. Wie bei einem Mann aus Tennessee. Er hatte die Strände von Destin besuchte, ungefähr zur gleichen Zeit wie Kylei und ihre Familie. Nachdem er von seiner Reise nach Hause zurückgekehrt war, bemerkte der Mann eine große schwarze Wunde auf seinem Rücken.

Tödliche Bakterien

Der Mann glaubte zuerst, es handele sich um eine der lästigen Begleiterscheinungen des Älterwerdens. Er ignorierte die Wunde sowie eine Reihe roter Beulen und Pusteln, die plötzlich an Armen und Beinen erschienen waren.

Er ignorierte anfangs auch die Schmerzen. Bis ihm nicht mehr geholfen werden konnte. Nur 48 Stunden nachdem er an seinem Traumstand in Florida geschwommen war, starb der Mann. Die Todesursache waren dieselben Bakterien, die Kylei beinahe das Leben gekostet hatten.

Dankbarkeit

Dieses bedrückende Wissen macht denen Parkers jeden Tag bewusst, welches Glück sie hatten. Hätten Sie den Urlaub nicht abgebrochen, hätte ihr Hausarzt in Indiana nicht sofort die richtige Diagnose gestellt, ihre Welt sähe heute anders aus.

Nicht nur, dass Kylei ihr Bein hätte verlieren können. Ein Leben im Rollstuhl wäre bereits eine schrecklicke Vorstellung. Doch Kylei befand sich in größter Lebensgefahr und hätte sterben können. Sie wollen sich von dieser Dankbarkeit leiten lassen und den nächsten Urlaub ganz besonders genießen.