Wenn Sie das nächste Mal in Ihren Garten gehen, halten Sie die Augen offen. Es könnte etwas ziemlich Unangenehmes direkt unter Ihrer Nase lauern. So klein, dass man es leicht übersieht.

Wir beziehen uns auf einen winzigen braunen Käfer, in dem viel mehr Ärger steckt, als sein Aussehen vermuten lässt. Wenn Sie einen entdecken, sollten Sie die nachfiolgend beschriebenen Schritte befolgen – bevor es zu spät ist.

Der Käfer

Worauf müssen Sie also genau achten? Das werden wir in dieser Fotostrecke beschreiben. Denn wir alle wissen, dass es nicht immer einfach ist, bestimmte Insekten von einander zu unterscheiden.

Nun, der braune Käfer in unserem Fall hat er sechs Beine und einen runden Körper. Außerdem hat der kleine Krabbler eine ziemlich einzigartige Rückseite, die einem alten Schild ähnelt.

Klein aber oho!

Wenn sie ausgewachsen sind, sind diese braunen Insekten etwa 2 cm groß. Das ist schon einmal eine gute Nachricht, unser Gegner ist also angenehm klein. Nicht zu unrecht kann man aber sagen: klein aber oho!

Seine geringe Größe wird ihn nicht davon abhalten, in Ihrem Garten Chaos anzurichten, wenn er unentdeckt bleibt. Zudem ist unser “Freund” nicht einfach nur ein langsamer Krabbler. Diese kleinen Käfer haben Flügel.

Nicht nur im Garten

Daher noch ein Wort zur Vorsicht: Diese Insekten begnügen sich nicht damit, in Ihrem Garten herumzustreifen. Sicherlich, diese kleinen Lebewesen meinen es nicht böse, aber wenn sie im Pulk auftauchen, sind sie eine Plage.

Eine Insektenplage im Garten ist unangenehm. Sie können aber auch in Ihrem Haus auftauchen. Von den Vorhängen bis hin zu Rissen in den Wänden kommen sie überall hin, wenn Sie nicht vorsichtig sind. Das ist dann eine Katastrophe.

Halyomorpha halys

Sie fragen sich jetzt wahrscheinlich, wie diese kleinen Lebewesen heißen. Nun, Ihr Name verrät bereits viel über den Ärger, den sie mit sich bringen. Ihre Art heißt Halyomorpha halys – auch bekannt als die braun marmorierte Stinkwanze.

Nicht der schmeichelhafteste Name, oder? Aber angesichts der Probleme, die sie verursachen, haben die Käfer zweifellos schon Schlimmeres von wütenden Gärtnern und Hausbesitzern gehört!

Ein weiter Weg

Interessanterweise ist die braun marmorierte Stinkwanze keine einheimische Art in der westlichen Welt – obwohl sie in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich mittlerweile regelmäßig auftaucht.

Die Käfer stammen eigentlich aus Asien. Bevor sie sich ausbreiteten, nannten die Insekten einst Japan, Taiwan, China und Korea ihr Zuhause. Invasive Arten, also Insekten die aus anderen Ländern eingeschleppt werden, stellen die heimische Natur oft vor große Herausforderungen.

Invasive Arten

Wenn Sie es noch nicht erraten haben: die Stinkwanze ist eine solche invasive Art. Aber wie haben die Käfer es geschafft, aus Asien auszubrechen und sich quer über den Globus auszubreiten?

Ein Experte glaubt, die Antwort zu kennen – insbesondere, wenn es um das Auftreten der Insekten in Großbritannien geht. Sein Name ist Max Barclay und er ist der Leiter der Coleoptera-Sammlung im National History Museum.

Globaler Handel

Nach Barclays Meinung, die er dem Guardian im März 2021 mitteilte, hat die Stinkwanze wahrscheinlich ihren Weg nach Europa gefunden, indem sie mit einigen Überseefrachten oder -lieferungen mitgefahren war.

Wir sprechen also über einen unerwünschten blinden Passagier auf Frachtschiffen, die Tag für Tag die Häfen der Welt miteinander verbinden. Aber es steckt noch mehr dahinter, denn die Insekten wären nicht nur zum Spaß an Bord gesprungen.

Winterschlaf

Wie Barclay dem Guardian erklärte, sind Stinkwanzen in den kälteren Monaten nicht aktiv. Also suchen sie sich ein gemütliches Versteck, bis die Temperatur draußen wieder steigt. Ähnlich dem Winterschlaf von Bären.

Dieser Vorgang wird als „Diapause“ bezeichnet. Es ist im Wesentlichen eine Form des Winterschlafs für die winzigen Insekten. Und ein Container voller Fracht, abgestellt in einer trockenen, warmen Halle muss da einfach furchtbar gemütlich erscheinen.

Eine Folge des Klimawandels

Damit kommen wir aber gleich auf ein größeres Problem. Stinkwanzen bevorzugen nicht nur wärmere Umgebungen, sie gedeihen darin geradezu. Während wir also diskutieren, ob der Klimawandel real ist, oder ob all die Waldbrände, Fluten und Tornados der letzten Monate nur Zufall sind, haben es die Stinkwanzen nun auch in Europa warm genug.

Wenn die Länder Jahr für Jahr wärmer werden, wird dies die Tür für eine Vielzahl von invasiven Arten weit öffnen. An Bord von Frachtschiffen werden sie schon seit vielen Jahrzehnten auf der ganzen Welt verteilt. Bisher konnten sie in kälteren Ländern aber meist nicht überleben.

Forschungen

Und diese Befürchtung wurde unterstrichen, als eine Gruppe von Spezialisten im August 2020 ihre Forschungen im International Journal of Biometeorology veröffentlichte. Die Forscher haben die idealen Bedingungen für Wanzen untersucht.

Sie schätzen, dass in 50 bis 80 Jahren auch rund die Hälfte der Schweiz ein perfektes Zuhause für die Stinkwanzen sein könnte. Wie wir gesehen haben, wäre es für die kleinen Lebewesen keine wirkliche Herausforderung, dorthin zu gelangen.

CABI

Einer der an der Forschung beteiligten Spezialisten arbeitete für das Center for Agriculture and Biosciences International, auch CABI genannt. Sein Name ist Dr. Tim Haye und er ist eine Autorität in Sachen Stinkwanze.

Was für eine Auszeichnung! Dennoch vermute ich, dass er den kleinen Krabbler auf seiner Visitenkarte nicht direkt nenn. Scherz beiseite, Dr. Haye teilte der CABI-Website im September 2020 einige wichtige Ergebnisse mit.

Auf dem Weg in die Schweiz

Dr. Haye erklärte: „Es gibt starke Beweise dafür, dass der Klimawandel bereits Arten verändert.“ Haye erwähnte, wie sich dies auf verschiedene Faktoren auswirkt, zum Beispiel darauf, wie viele Stinkwanzen jedes Jahr produziert werden, wo sie landen und sogar auf ihren Lebenszyklus.

„Es ist offensichtlich, dass die Zahl der gebietsfremden Arten zunehmen wird und der Klimawandel ihre Etablierung fördern wird. Die Nordwestschweiz könnte für Stinkwanzen vollkommen geeignet werden.“ Achtung, Schweizerinnen und Schweizer, die kommen auch zu Euch!

Weltweite Ausbreitung

„Nach Süden würde die prognostizierte Reichweitenausdehnung bis in die Voralpen reichen“, so Dr. Haye weiter. „Auch höhere Breitengrade in den Alpentälern könnten sich unter zukünftigen Klimabedingungen eignen.”

Es wird daher empfohlen, die Ausbreitung und Bevölkerungsentwicklung im Nordwesten der Schweiz und in höheren Lagen der Täler im Süden zu beobachten. Voraussichtlich wird es nicht lange dauern, ehe wir diese Insekten auf der ganzen Welt sehen!

Unterschätzte Gefahr

Sie haben noch keine Stinkwanze gesehen? 50 Jahre sind weit weg? 1,5 Grad Klimaerwärmung sind nicht viel? Also kein Grund zur Sorge? Leider nicht! Wissenschaftler können heute sehr präzise berechnen, was in den kommenden Jahren passieren wird.

Wir brauchen uns nur die Situation in Amerika ansehen. Die Menschen sind schockiert, wie schnell sich diese Stinkwanzen im ganzen Land ausbreiteten. Eine deutliche Warnung, dass die Dinge schnell aus dem Ruder laufen können.

Erste Sichtung 1996

Wann ist der Stink-Bug in den Staaten aufgetaucht? Laut PestWorld.org ist 1996 zum ersten Mal jemand über das Insekt gestolpert. Es wurde in Allentown, Pennsylvania, beobachtet.

Damals – quasi noch eine Welt ohne Internet – konnte niemand den seltsamen Käfer identifizieren. Die Bestätigung seiner Identität gelang erst fünf Jahre später. Bis dahin wusste niemand in Amerika, was dieses bizarre kleine Wesen eigentlich war.

3 Staaten in 8 Jahren

Währenddessen breiteten sich die Stinkwanzen im Osten der USA unbescholten und ungehindert weiter aus. Sie erreichten zuerst New Jersey und wurden 2004 dann auch in Virginia gesichtet und dokumentiert.

Das klingt erst einmal nach einer eher beschaulichen, langsamen Ausbreitung. Drei Bundesstaaten in 8 Jahren. Doch wie so oft, war das eben nur der Anfang. Danach breiteten sich die Krabbler immer schneller aus.

44 Staaten in 25 Jahren

Heute sind Stinkwanzen in 44 der 50 US Bundesstaaten heimisch. Der unscheinbare, kleine Krabbler hat also nur 25 Jahre gebraucht um fast ganz Amereika zu besiedeln! Das ist eine unglaubliche Leistung, wenn man an die Größe der USA denkt.

Jetzt können wir gar nicht anders, als uns zu fragen: Wie lange dauert es, bis die Wanze auch die letzten sechs Bundesstaaten erobert? Dort herrschen aktuell noch kältere Temperaturen, doch der Klimawandel wird den Wanzen auch dort Lebensraum schaffen.

Es liegt etwas in der Luft

Sollte dieser Tag kommen, werden diese Bewohner schnell erkennen, warum Halyomorpha Halys als Stinkkäfer bekannt ist. Ähnlich wie bei einem Stinktier, versprühen die Insekten einen stechenden Geruch, wenn sie das Gefühl haben, in Gefahr zu sein.

Seltsamerweise sagen manche, dass der Duft nach verschiedenen Kräutern und Gewürzen riecht – genauer gesagt nach Koriander. Obwohl The Guardian berichtete, dass der Gestank eher dem von Mandeln ähnelte.

Gestank die geringste Sorge

Sie sollten diese Lebewesen jedoch nicht ignorieren, wenn Sie sie in Ihrem Garten entdecken. Koriander und Mandeln klingen jetzt ja nicht sonderlich unangenehm. Doch der Geruch wäre Ihre geringste Sorge.

Die eigentliche Gefahr liegt darin, dass Stinkwanzen Gartenpflanzen und Feldfrüchte anfressen. Sie sind vor allem große Fans von Gemüse und Obst. Sie werden fassungslos sein über den Schaden, den diese kleinen Krabbler anrichten können.

Millionschäden in der Landwirtschaft

Der Guardian berichtete, dass amerikanische Bauern im Jahr 2010 Äpfel im Wert von fast 40 Millionen Dollar an die Insekten verloren haben. Das ist unglaublich, oder? Klein aber oho! Kleiner Krabbler, großer Schaden.

Um es klarzustellen, die Insekten haben natürlich nicht alle Früchte komplett gefressen. Es reichte aus, die Äpfel soweit anzufressen, dass sie nicht mehr verkauft werden konnten. Die Bauern mussten die angefressenen Äpfel kompostieren.

Kleiner Biß – großer Schaden

Die Stinkwanzen hinterlassen auffällige braune Flecken an den Stellen, an denen sie kauten. Damit wurde der beste Apfel unverkäuflich und es überrascht nicht, dass die Bauern plötzlich vor einem Millionenschaden standen.

Die Stinkwanzen machen dasselbe mit allen anderen Nutzpflanzen, die sie anvisieren, wie Gurken oder Weintrauben. Die Menschen in Großbritannien sind derzeit besonders besorgt über Letzteres.

Weintrauben

Warum Trauben, fragen Sie? Nun, sollte eine Gruppe von Stinkwanzen in eine Weinernte eindringen, kann ihr Geruch ganze Chargen an Wein ruinieren. Anders als bei Äpfeln, ist es bei Weintrauben nahezu unmöglich, jede Traube auf Bissspuren oder Flecken zu kontrollieren.

Angesichts der Tatsache, dass britischer Wein derzeit auf dem Vormarsch sind, ist dies ein erschreckender Gedanke. Natürlich sowohl für Geschäftsleute als auch für Weinliebhaber! Es scheint, als bekäme England nach dem Brexit nun auch noch eine Weinkrise.

Keine Lösung in Sicht

Angesichts all dessen, wozu diese Stinkwanzen in der Lage sind, können wir nicht umhin, uns zu fragen: Wurde etwas unternommen, um sie loszuwerden? Es gab einige Versuche, doch leider hatte keiner Erfolg.

Max Barclay teilte im März 2021 dem Guardian einige ziemlich düstere Erkenntnisse mit. Seiner Meinung nach gibt es keine Möglichkeit, eine invasive Art wie diese auszulöschen. So wird der Klimawandel in Zukunft massive Ernteverluste mit sich bringen.