Ein Sandwich. Ein Stück Obst. Ein kohlenhydratreicher Snack. Eine Packung Saft. Als Elternteil ist es jeden Morgen eine wichtige Aufgabe, das Schulessen unserer Kinder vorzubereiten.

Wir stellen sicher, dass alles, was wir in diese Lunchbox geben, unsere Kinder wach und zufrieden durch den Tag bringt. Schließlich verlassen die sich auf unsere Ernährungsberatung.

Der Start in den Tag

Leeza Pearson sorgte immer dafür, dass ihre Tochter Natalee jeden Tag mit einer ausgewogenen Mahlzeit zur Schule kam. Eines Nachmittags fand sie jedoch heraus, dass Natalee ihr Mittagessen nicht beendet hatte.

Der Grund machte Leeza wütend. Doch zuerst wollen wir Leeza Pearson beschreiben. Leeza und ihr Mann lebten mit ihrer bezaubernden Tochter Natalee in Aurora, Colorado, USA. Wie jede Mutter wollte Leeza, dass Natalee die bestmögliche Erziehung bekommt, weshalb sie und ihr Mann sich für das malerische Aurora entschieden hatten.

Ein sicheres Leben in Aurora

Die vierjährige Natalee liebte ihr Leben in Aurora. Es war nicht voll von der Hektik der Großstädte. Aurora war der Ort, an dem Eltern ihre Kinder am Wochenende in die Parks mitnehmen und die üppige Landschaft Colorados genießen konnten.

Leeza und ihre Tochter standen sich besonders nahe. Die junge Mutter arbeitete so hart sie konnte, um Natalee die besten Möglichkeiten für eine glückliche, erfolgreiche, würdevolle Zukunft zu bieten.

Die Kinderakademie

Deshalb schrieb Leeza ihre Tochter in Auroras Kinderakademie ein. Die Kinderakademie der Stadt war ein sehr anspruchsvolles, akademisches Programm. Natalee war jedoch auch eine talentierte, clevere junge Dame.

Schlau genug, um einen der begehrten Plätze zu ergattern. Obwohl das bedeutete, dass Leeza die Arbeiten ihrer Tochter genauer im Auge behalten musste, war sie stolz auf diesen ersten Erfolg in Natalees schulischer Karriere.

Kekse!

Da Natalee erst vier Jahre alt war, gehörte sie zu der Gruppe Schülern, welche alle ihr eigenes Mittagessen von zu Hause mitbringen mussten. Leeza packte Natalee dazu jeden Morgen eine ausgewogene Mahlzeit ein und sorgte dafür, dass ihr Lieblingssnack dabei war.

CHICAGO, IL – DECEMBER 27: In this photo illustration, milk and cookies sit on a counter on December 27, 2012 in Chicago, Illinois. Milk prices could spike to $6 to $8 a gallon in January if lawmakers fail to reach a “fiscal cliff” deal and renew a Farm Bill that’s been in place since 2008 and sets the price at which the government buys milk. (Photo Illustration by Scott Olson/Getty Images)

Oreos! Die junge Natalee war in diese Schokoladenkekse regelrecht verliebt. Es war eine feste Belohnung, sich, nachdem sie ihr Sandwich gegessen hatte, eine kleine Portion Oreos zu gönnen.

Eine verstimmte Tochter

Viele Wochen lang packte Leeza das Wunsch-Dessert ihrer Tochter in die Lunchbox. Es war ein fester Bestandteil von Leezas Morgenroutine, die Lunchbox zu packen und am Ende die Oreos sowie eine große Portion Mutterliebe in die Box zu geben.

Doch eines Nachmittags geschah etwas, das diese Morgenroutine schwer durcheinander rütteln sollte. Leeza holte Natalee nach der Schule ab und merkte sofort, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmte.

Die Notiz

Das junge Mädchen wirkte gereizt und blieb auf der Heimfahrt ungewöhnlich still. Nach einigen elterlichen Verhörtaktiken fand Leeza heraus, dass ihre Tochter an diesem Tag zu Mittag nicht viel gegessen hatte, daher die schlechte Laune.

Als sie fragte, warum, zeigte Natalee ihrer Mutter eine Notiz, die einer der Lehrer in ihrer Lunchbox hinterlassen hatte. Leeza staunte zuerst, dann war sie verblüfft, beleidigt, und schließlich rundheraus wütend.

Kindern das Essen verbieten?

Da war tatsächlich eine getippte Notiz, die offenbar eine Lehrkraft in die Lunchbox ihrer Tochter gelegt hatte. Es hieß im Grunde, zuckerhaltige Leckereien seien in der Cafeteria nicht erlaubt.

Die Schule lege großen Wert darauf, sich an die Richtlinien für eine gesunde Ernährung zu halten, hieß es zur weiteren Rechtfertigung. Das fühlte sich für Leeza nicht richtig an. Wie konnte die Schule es wagen, ihr zu sagen, was sie ihrer Tochter zum Mittagessen geben konnte und was nicht!

Eine wütende Mutter

Leeza war stocksauer. Sie fütterte Natalee doch nicht mit Gift. Es waren Kekse! Leeza hätte es vermutlich verstanden, wäre Natalee fettleibig gewesen. Kein Elternteil möchte eine gefährlich ungesunde Ernährung für seine Kinder.

Natalee war jedoch schlank und aktiv. Außerdem hatte das von der Schule angebotene Mittagessen selbst keinen guten Ruf. Wenn wir an ein Mittagessen in einer Schulkantine denken, muss man auch auf die Wünsche der Kinder eingehen, fand Leeza.

Essen was schmeckt?

Alle Eltern kennen die klassischen Ernährungspyramiden, und doch finden die sich nur in sehr wenigen Schulkantinen wieder. Häufig ist es gebratenes und fettiges Essen, das leicht in Massenproduktion hergestellt werden kann.

Zwar gibt es Zeichen, dass endlich nicht mehr das billigste Essen in der Kantine landet, sondern zunehmend wissenschaftliche Erkenntnisse zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung umgesetzt werden.

Ein Schritt in eine gesunde Zukunft

So ist es durch das Engagement der ehemaligen Frist Lady Michelle Obama gelungen, der Bedeutung einer ausgewogenen und nährstoffreichen Ernährung mehr Raum zu geben. Schulen haben gesättigte Fette gestrichen und Gemüse eingeführt.

CHICAGO – MARCH 20: Students at Nettelhorst Elementary School, on lunch, dig into a salad bar in the school’s lunchroom March 20, 2006 in Chicago, Illinois. U.S. Senator Dick Durbin (D-IL) stopped by the school to visit the new lunch program called, “Cool Foods,” as part of the Healthy Schools Campaign. Nettelhorst is one of three Chicago public schools participating in the new lunch program offering salad bars. (Photo by Tim Boyle/Getty Images)

Experten brachten einige interessante Informationen mit ein. Ein NYU-Professor für Wirtschaftswissenschaften und Bildungspolitik wies sogar auf die Bedeutung einer gesunden Ernährung hin: “Studenten, die regelmäßig gesunde Mahlzeiten zu sich nehmen, sind weniger müde und im Unterricht aufmerksamer.”

Uneinsichtig oder im Recht?

Leeza wollte jedoch uneinsichtig bleiben: “Ich denke, es ist definitiv übertrieben. Besonders weil sie ihr gesagt haben, dass sie die Kekse nicht essen darf. Sie hätten ihr die Kekse erlauben und mich dann kontaktieren sollen.”

Leeza gab zu, dass sie an diesem Tag tatsächlich vergessen hatte, ein Stück Obst oder Gemüse zum Mittagessen einzupacken, was auf die Schulangestellten fahrlässig und schlampig wirkte. Natalee hätte jedoch nicht für den Fehler bestraft werden dürfen.

Erst posten, dann denken

Leeza machte sofort ein Foto der Notiz und veröffentlichte es in den sozialen Medien. Fast die gesamte Gemeinde unterstütze die wütende Mutter und stimmte zu, dass der Elternbeirat der Schule zu weit gegangen war.

Dass Zucker dafür bekannt ist, dass er extrem süchtig macht und die Lebensmittelindustrie das auch weiß, es sogar gezielt ausnutzt, indem sie stark zuckerhaltige Produkte für Kinder produziert und bewirbt, darüber wollte keiner sprechen.

Gesprächsbereit

In einem Gespräch mit Patti Moon, Chief Communications Officer der Aurora Public Schools, erfuhr Leeza überraschend, dass Natalee als Ersatz für die Kekse ein gesunder Snack angeboten worden war.

Natalee hatte den gesunden Snack jedoch abgelehnt. Sie wollte ihre Kekse. Sie wollte Oreos. Der Körper der Vierjährigen wollte Zucker. Das überraschte Leeza, denn von dem angebotenen Obst hatte ihr ihr kleiner Engel nichts erzählt.

Beschämt

Nun war es Leeza etwas peinlich im Internet so unfreundliche Worte über die Schule, die Schulleitung und die Mitarbeiter und Mitarbeiterin der Schule gepostet zu haben. Sie nahm sich vor, das nächste mal zuerst mit den Betroffenen zu sprechen und erst danach zu posten.

Obwohl Leeza nun nicht mehr sagen konnte, man hätte ihre Tochter hungern lassen, blieb sie wütend und aufgebracht. Patti war jedoch nicht umsonst die Leiterin der Öffentlichkeitsabteilung aller öffentlichen Schulen Auroras.

Eine aufmerksame Zuhörerin

Patti erkannte, dass es Leeza weniger um den Inhalt der Nachricht, als vielmehr die Art und Weise der Überbringung ging. Patti versicherte Leeza, dass sie das Thema mit den Schulen ansprechen und nach einer besseren Lösung suchen werde.

Patti erklärte Leeza auch, dass man früher immer das persönliche Gespräch gesucht habe. Viele Eltern seien heute aber sehr unter Zeitdruck, wenn sie ihre Kinder zur Schule bringen oder abholen, so dass man sich für die Übergabe der Notizen entschieden habe.

Ein gutes Gespräch löst Probleme

Ganz der Profi, der sie war, vermittelte Patti Leeza zuerst einmal das Gefühl, dass sie ihr zuhörte, sie verstand und ihren Ärger ernst nahm. Auch wenn Patti die Vorwürfe so oder so ähnlich schon viele hundert Male gehört hatte, blieb sie ruhig und hörte zu.

Als Kommunikationsexpertin wusste sie: Menschen wollen auch mal Dampf ablassen. Wenn man sie unterbricht, werden solche Gespräche schnell noch hitziger, wütender und lauter. Dann wird es später umso schwieriger Lösungen zu finden.

Geduld und Freundlichkeit

Also hörte Patti sich alles aufmerksam an und erkannte dabei natürlich schnell, dass Natalee ihrer Mutter nur die halbe Geschichte erzählt hatte. Es stimmte, man hatte ihr nicht erlaubt Kekse in der Schulcafeteria zu essen.

Dass Natalee aber angeboten war sich eine Banane, einen Apfel, Weintrauben, eine Birne oder eine Orange als Ersatz auszusuchen, das war für die nun nicht mehr wütende, sondern leicht beschämte Mutter eine neue Information.

Verständnis

Und wieder zeigte sich, dass Patti ihren Job beherrschte. Anstatt den Spieß umzudrehen und Leeza ein besonders starkes Gefühl von Scham und Schuld einzureden, arbeitete sie weiter darauf hin, eine angenehme, vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.

Sie erklärte, dass alle Kinder der Welt dazu neigen, sich selbst besser dastehen zu lassen, indem sie das eine oder andere Detail verschweigen. Natalee sei durch die stark zuckerhaltigen Kekse eben genau auf diese Industrieprodukte konditioniert.

Ernährung kann beides sein: gesund und lecker

Nun konnte Patti der überraschten Mutter erklären, weshalb die Schule in ihrer Cafeteria so strikt auf die Umsetzung wissenschaftlicher Empfehlungen zur Ernährung achtete. Die Lebensmittelindustrie mit ihrem milliardenschweren Werbebudgets seien ein mächtiger Gegner.

Patti konnte Leeza mit einer Broschüre weiterhelfen. Darin gab es Tipps, wie man Kinder auf sanfte Weise von Zucker und industriellen Lebensmitteln weg, und zu Obst und Gemüse hinführen kann.

Eine beruhigte Mutter

Leeza wünschte sich immer noch, dass die Schule anders an sie herangetreten wäre.  Viel Ärger hätte damit vermieden werden können. Sie sah nun aber auch ein, dass es ihr eigener Facebook-Post gewesen war, durch den die Sache eskaliert war.

All die negativen Kommentare anderer, unbeteiligter Eltern hätte Leeza selbst verhindern können, wenn sie zuerst das Gespräch mit Patti gesucht hätte. Glücklicherweise war Leeza am Ende zu der Erkenntnis gelangt, dass langfristig auch Natalee mit Obst glücklicher und vor allem gesunder sein wird.