Berufung und Diagnose

In den 1970ern besuchte Mel Greaves den Kinder Krebs Flügel des Londoner Krankenhauses – dort fand er seine Berufung und widmete seine Karriere der Forschung. 40 Jahre später gelang ihm der größte wissenschaftliche Durchbruch im Thema akuter lymphatischer Leukämie. Dies ist die Form von Krebs, von der Kinder am häufigsten im Alter von 15 Jahren und jünger betroffen sind.

Eltern die diese Diagnose miterleben müssen, wissen wie schwer es ist zu erfahren, dass ihr Sohn, oder ihre Tochter an Leukämie erkrankt ist. Ohne die richtige Behandlung breitet sich die Krankheit schnell aus und endet oft tödlich. Es ist sowohl für Kind, als auch die Eltern ein wahrer Alptraum zu wissen, wie schlimm diese Krankheit tatsächlich ist.

Greaves Nachforschungen

Es ist naheliegend, dass alle Eltern alles tun, das in ihrer Macht steht, um zu verhindern, dass ihre Kinder überhaupt krank werden. Natürlich wünscht sich jedes Elternteil, dass ihre Kinder gesund aufwachsen,

ohne jemals eine furchtbare Diagnose zu erhalten. Laut Greaves Nachforschungen, können es aber genau diese Schritte sein, die Eltern einleiten, um ihre Kinder zu beschützen, die im Anschluss eine furchtbare Krankheit auslösen.

Kinder mit Krebs

Dreißig Prozent der Kinder mit Krebs leiden unter Leukämie – diese Krankheit greift das Blut, sowie das Knochenbark an. Die akute lymphatische Leukämie, die besonders bei Kindern auftritt, ist die häufigste Diagnose.

Auch Erwachsene Menschen können davon betroffen sein, dennoch zeigen Statistiken, dass die weitreichende Diagnose zu 85% Kinder betrifft. Hierbei wird das Alter auf 15 Jahre und jünger eingegrenzt.

Wichtige Blutkörperchen

In unseren Knochen befindet sich das sogenannte Knochenmark, eine schwammartige Substanz, die eine lebenswichtige Aufgabe erfüllt: die Bildung von Blutzellen. Das Knochenmark ist für das Immunsystem zuständig, auf Grund seiner Stammzellen, die dann zu einer

von drei Arten von Blutzellen werden. Es gibt die roten Blutkörperchen, die weißen, sowie die Blutplättchen. Jede dieser Arten hat eine ganz besondere Funktion in unseren Körper, ohne welche wir nicht leben könnten.

Die Aufgaben der Blutkörperchen

Beispielsweise sind die roten Blutkörperchen dafür verantwortlich Sauerstoff durch den Körper zu transportieren. Die Blutplättchen hingegen helfen uns dabei eine Blutung zu stoppen, wenn wir uns verletzt haben.

Die weißen Blutkörpechen sind zuständig wenn wir uns mit etwas infiziert haben und krank werden. In einem gesunden Körper werden die verschiedenen Blutkörpechen freigelassen, sobald sie herangereift sind. Bei der akuten lymphatischen Leukämie funktioniert dieses System aber nicht richtig.

Blutkörperchen Fehlfunktion

Tatsächlich werden bei dieser Krankheit weiße Blutkörperchen freigelassen, die noch nicht ausreichend ausgereift sind, man kennt sie auch unter dem Namen Blast Zellen. Dies ist aus verschiedenen Gründen ganz schön gefährlich.

Zunächst können die unterentwickelten weißen Blutkörperchen Infektionen nicht gut genug erkennen und auch nicht bekämpfen. Und da ständig neue weiße Blutkörperchen gebildet werden müssen, stimmt auch die Anzahl an roten Blutkörperchen, sowie Blutplättchen nicht mehr.

Die Symptomatik

Alle diese Veränderungen führen dazu, dass man gewisse Symptome zeigt, die Ärzte als akute lymphatische Leukämie diagnostizieren können. Ohne die gesunde Balance an Blutzellen – und mit einem geschwächten Immunsystem –

fühlt man sich ständig müde und leidet außerdem unter häufigen Infektionen. Manche Menschen bekommen häufiger Fieber, oder geschwollene Lymphknoten. Die Haut ist normalerweise bleich und bekommt schnell blaue Flecken.

Weitere Symptome

Weitere Symptome inkludieren nächtliches Schwitzen, Blutungen an ungewöhnlichen Stellen, schmerzende Glieder, Gewichtsverlust, oder sogar einen violetten Hautausschlag, der sich Purpura nennt.

Eltern, die eine Kombination an diesen Symptomen entdecken, sollten ihr Kinder untersuchen lassen – obwohl in den meisten Fällen auch etwas anderes Diagnostiziert werden kann, sollte Leukämie unbedingt ausgeschlossen werden.

Der Behandlungsablauf

Wenn man allerdings mit akuter lymphatischer Leukämie diagnostiziert werden sollte, folgt man normalerweise einem standardisierten Behandlungsplan. Zunächst werden die ungewollten Zellen, die sich im Knochenmark bilden behandelt. Dieser Schritt hilft dabei, die Anzahl an roten und weißen Blutzellen, sowie Blutplättchen auszugleichen.

Dann wird der Fokus darauf gelegt, die Leukämiezellen zu behandeln, die sich im Körper ausgebreitet haben. Dies passiert aber nur in manchen Fällen der akuten lymphatischen Leukämie – wenn dies der Fall ist, können noch weitere Symptome mitwirken, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Übelkeit, oder Schwindel.

Chancen auf Genesung

In den meisten Fällen wird Chemotherapie eingesetzt, um die Leukämie Zellen abzutöten, sowohl im Nervensystem, als auch im Knochenmark. Dennoch benötigen viele Patienten zusätzliche Behandlungen, wie Blut Transfusionen, oder Antibiotika. Eine weitere Hilfestellung zur Genesung sind Knochenmark Transplantate.

Glücklicherweise haben Kinder, die mit akuter lymphatischer Leukämie erkrankt sind, eine gute Chance sich wieder zu erholen. 85 Prozent der Kinder schaffen es die Krankheit wieder vollständig loszuwerden.

Forschung von Greaves

Professor Sir Melvyn Greaves spielt eine große Rolle in der Forschung, er verändert das Verständnis der Ärzte von Leukämie. Seit 1984 arbeitet er im Englischen Institut der Krebsforschung, in London. Schon sehr früh fand Greaves bahnbrechende

Wege um unterschiedliche Versionen der Krankheit differenzieren zu können. Seine Funde halfen Ärzten dabei, eine individuellere Behandlung erstellen zu können, je nach dem an welcher Art der Leukämie der Patient erkrankt war.

Greaves Berufung

Greaves hatte seinen Weg in die Forschung mittels Umwege geschafft. Der Professor hatte eigentlich Zoologie und Immunologie in den 1960ern studiert und entschied sich nicht dafür in die Forschung zu gehen. Zehn Jahre später sah er Kinder, die an Leukämie litten und fand sich bald in der Forschung wieder.

Seither arbeitet Greaves daran herauszufinden, welche Arten an Leukämie es gibt. Und dies führte auch zur Erkenntnis, wodurch die Krankheit überhaupt erst ausgelöst wird. In den 1990ern forschten Greaves und sein Team an Mutationen der Genetik, die Leukämie verursachen könnten, bevor das Kind überhaupt geboren war. Seine Forschung weitete sich aus auf Kinder im Alter zwischen zwei bis fünf.

Gründe für eine Krebsdiagnose

Greaves verwendete Jahrzehnte dafür, Beweise zu sammeln, um eine seiner Theorien zu belegen. Und in 2018 veröffentlichte er seine Funde, welche sofort Wellen schlugen. Greaves stellte fest, dass etwas, das Eltern tun, um ihre Kinder zu beschützen, Krebserregend sein könnte.

Bevor Greaves sich seiner Forschung widmete war nur ein Grund bekannt, warum jemand akute lymphatische Leukämie bekommen konnte. Ärzte wussten, dass die Aussetzung hoher Mengen an Radioaktivität später zu einer Krebsdiagnose führen kann.

Eine reine Umgebung

Greaves war schon lange der Meinung, dass die Aussetzung verschiedener Krankheiten und Infektionen in jungen Jahren für ein starkes Immunsystem verantwortlich waren. Kinder mit ausreichend Krankheits-Erfahrung

sind später gewappnet für andere Krankheiten. Aber manche Kinder haben diese Erfahrung nicht und Greaves meint, dass es oft an den Eltern liegt, die eine extra reine Umgebung für ihre Kinder erstellen.

Prä-Leukämie

Ein steriles Umfeld sollte nicht zu jeder Zeit gegeben sein, meint Greaves. Alles beginnt bereits während der Schwangerschaft, sagte Greaves, wenn einige Babys genetische Mutationen entwickeln. Manche nennen es Prä-Leukämie, eine Veränderung in der DNA, rund fünf Prozent der Kinder kommen mit dieser genetischen Veränderung auf die Welt.

Eines von hundert Kindern, die diese Mutation haben, bekommt dann tatsächlich Leukämie. Laut Greaves ist dies wahrscheinlicher, wenn Eltern ihre Kinder in konstant sterilen Umfeld halten. Ohne Aussetzung der normalen Infektionen kann das Immunsystem nicht geschult werden und kann sich auch nicht gegen zukünftige Krankheiten wehren.

Lieber nicht zu reinlich

Wenn das Kind dann tatsächlich einer Infektion ausgesetzt ist, kann es sich schlecht wehren. Stattdessen kann ein beinahe harmloser Virus größere Veränderungen in der Genetik hervorrufen. Eine Mutation kann dann zur akuten lymphatischen Leukämie führen. Daher kann laut Greaves ein Umfeld, das nicht steril gehalten wird, mehr Vorteile, als Nachteile mit sich bringen.

Greaves und sein Team fanden außerdem heraus, dass Kinder, die in einem bestimmten sozioökonomischen System aufwachsen, eher dazu neigen Krebskrankheiten zu entwickeln, als andere. Die Forschung stellte in der Tat fest, dass Personen, die in Industrieländern oder anderweitig wohlhabenden Ländern aufwachsen, häufiger an Leukämie erkranken, als Personen in ärmeren Ländern. Die Studie kam zu dem Schluss, dass dies daran lag, dass stärker entwickelte Gebiete eine Tendenz zu weniger kinderreichen Familien und sterileren Haushalten aufweisen, wodurch das Aussetzen gegenüber Krankheiten verringert wird.

Experiment an Mäusen

Um ihre Hypothese zu überprüfen führten Greaves und sein Team ein Experiment an Mäusen durch. Sie sammelten die Nagetiere mit genetischen Mutationen, die später Leukämie auslösen konnten. Dann hielten sie die Mäuse in einer extrem sauberen Umgebung. Später, als die jungen Tiere in Kontakt mit Bakterien kamen, entwickelten sie viel öfter Leukämie, als die Kontrollgruppe an Mäusen.

Greaves sprach über seine Forschung im Mai 2018, laut dem Daily Mirror. Er sagte: “Ich habe mehr als 40 Jahre damit verbracht, Leukämie von Kindern zu untersuchen. Es erschien mir immer so, als würde hier noch etwas fehlen, eine Lücke in unserem Wissen, warum sollten gesunde Kinder sonst Leukämie entwickeln und ich wollte wissen, ob man eine Vorsorge treffen kann.”

Weitere Studien bestätigen Funde

Greaves sprach weiter und entlarvte einen lang geglaubten Mythos über Kinder Krankheiten und deren Langzeitfolgen. Er sagte: “Zunächst wurde geglaubt, dass Infektionen für Krebs verantwortlich sind, und das bereits vor hundert Jahren. Das Problem ist allerdings nicht die Infektion; das Problem ist das Fehlen der Infektion.” Und mit dieser Information könnte es einen medizinischen Durchbruch geben.

Greaves sprach weiter: “Die Funde eröffnen Hoffnung, die Krankheit eines Tages vermeiden zu können, einfach nur in dem man Babys gewöhnlichen, harmlosen Infektionen aussetzt.” Andere Studien haben sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt. Einige Studien haben Greaves Funde bestätigt und es wurden Zusammenhänge mit Kindheit und Krebserkrankungen entdeckt.

Zusammenhänge bei der Geburt

Beispielsweise haben Kinder, die an akuter lymphatischer Leukämie leiden meist keine Kindergarten Erfahrung, oder ältere Geschwister. Der soziale Kontakt führt oft zu Berührung mit Bakterien und Infektionen. Und ohne diese Interaktionen, und ohne die Ansteckung an die eine oder andere Krankheit, steigt die Wahrscheinlichkeit Krebs zu entwickeln.

Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Zusammenhang. Durchschnittlich leiden Kinder, die via Kaiserschnitt geboren wurden häufiger an akuter lymphatischer Leukämie, als Kinder die auf natürlichen Weg geboren werden. Dies ist auf die Mikroorganismen des Geburtskanals zurückzuführen, der die Gesundheit des Kindes unterstützt. Auch Kinder die mindestens sechs Monate gestillt werden haben eine geringere Chance an dieser Krankheit zu erkranken.

Ein möglicher Widerspruch

Es gibt aber auch Forschungen, die Greaves Funden widersprechen. Eine ähnliche Studie verglich die Krankheitsgeschichte von gesunden Kindern mit denen, die an akuter lymphatischer Leukämie leiden. Während dieses Prozesses fanden

Wissenschaftler heraus, dass manche Kinder mit diesem Krebs im Generellen mehr Infektionen und Krankheiten hatten, als die gesunden Kinder. Der Autor der Studie gab allerdings zu, dass kleine Infektionen allerdings gelistet waren.

Nur eine Theorie

Der U.K Nationale Gesundheitsservice schreibt auf seiner Internetseite: “Es muss darauf hingewiesen werden, dass bei dieser Art von Beobachtungsstudien eine Verbindung gefunden werden kann, die aber nicht bewiesen werden kann.

Es ist also nicht belegt, dass das Fehlen gewissen Infektionen akute lymphatische Leukämie auslöst.” Eltern sollten sich also nicht dazu verpflichtet fühlen, ihre Kinder in einen Kindergarten zu geben, um zukünftige Krankheiten zu vermeiden.

Eltern sollten nicht zu unvorsichtig sein

Die NHS Internetseite schreibt, dass diese Information Eltern nicht dazu bewegen sollte, alle Reinigungsmittel sofort wegzuwerfen – besonders, das manche Infektionen gefährlich für kleine Kinder sein können.

Die Gesundheitsorganisation warnt davor “wichtige Methoden der Infektionsprävention über Board zu werfen, wie beispielsweise sich die Hände zu waschen, und sicher zu stellen, dass die Impfungen des Kindes auf dem neuesten Stand sind.”

Eltern tragen keine Schuld

Greaves erwähnte dies auch während einer Londoner Pressekonferenz in 2018, bei der er seine Funde teilte. Er fing an Müttern und Vätern zu sagen, dass sie sich nicht schuldig fühlen sollten, falls ihr Kind tatsächlich akute lymphatische Leukämie entwickelt hatte. Er meinte: “Eltern kann man hier nicht die Schuld geben, denn sie machen ja nichts anders, als andere Eltern.”

Greaves warte dennoch vor übervorsichtigen Taktiken. Er sagte: “Wir sollten uns nicht vor kleinen Infektionen fürchten, und soziale Kontakte befürworten. Kinder nehmen kleine Infektionen von anderen Kindern, indem sie Spielsachen teilen und so weiter.” Der Kinder Krebs Experte sagte, dass die Fortschritte der Gesellschaft eine unberechenbare Rolle spielen, wenn es um Krebsvorkommen bei Kindern geht.

Ein aufklärendes YouTube Video

Greaves sagte: “Akute lymphatische Leukämie ist ein Paradox der sozialen Entwicklung. Die Ausrottung tödlicher Krankheiten hat Fortschritte gemacht. Ich denke es ist eine zufällige Folge davon. Die Forschung deutet stark darauf hin, dass es eine klare biologische Ursache hat und durch eine Vielzahl von Infektionen bei prädisponierten Kindern ausgelöst wird, deren Immunsystem nicht richtig vorbereitet ist.”

Eltern können sich darum kümmern, dass ihre Kinder sich schon früh sozial verhalten und eine Immunität nach Kontakt mit bestimmten Bakterien und Viren aufbauen, sagte Greaves. Der Professor ging auch näher auf die potenzielle Prävention in einem YouTube Video ein, das vom Institut der Krebsforschung in London geteilt wurde. Er meinte, dass man Kinder, besonders auch mit älteren Kindern mischen sollte.

Ein Licht am Ende des Tunnels

Greaves sagte, dass Eltern nicht übereifrig sein müssen, wenn es um Hygiene geht. Wie bereits erwähnt wies der Professor auch darauf hin, dass das Stillen eines Babys ebenfalls die Gesundheit immens unterstützt. Am wichtigsten ist jedoch, dass Greaves sagte, er sehe ein Licht am Ende des Tunneln, was die Kinderleukämie anbelangt. Er behauptete: “Alle diese Forschungen weisen für mich sehr deutlich darauf hin,

dass akute lymphatische Leukämie im Kindesalter wahrscheinlich eine vermeidbare Krankheit ist. Die Herausforderung ist also, wie man sie verhindern könnte?” Greaves hat dazu eine Idee. Er sprach weiter: “Wir denken, dass es möglich ist, einem Baby im ersten Jahr eine bestimmte mikrobielle Aussetzung zu ermöglichen, die harmlos und sicher ist. Ich bin optimistisch, dass es in fünf, oder zehn Jahren möglich ist, echte Vorteile zu erzielen.”