Ein stressiger Abend

Es war Samstag Abend und das Restaurant war mit vielen Gästen gefüllt. Judith brachte eine Familie, die gerade herein gekommen war zu einem Tisch und beeilte sich die Bestellungen von anderen Gästen aufzunehmen. Die Familie machte einen netten Anschein.

Judith ging mehrere Male an der Familie vorbei, bevor sie es schaffte ihre Bestellung entgegen zu nehmen. Das Einzige was sie bemerkte war, dass die Familie ruhiger zu sein schien, als andere Gäste an diesem Abend. Obwohl zwei Kinder mit ihnen am Tisch saßen waren alle sehr ruhig.

Eine ungewöhnliche Bestellung

Als Kellnerin wusste Judith bereits, dass sogar gut erzogene Kinder ihre Laune schnell ändern können. Sie war dankbar, dass die Kinder nicht herum liefen oder schrien. Sie hatte das Gefühl, dass sie die Familie vielleicht falsch eingeschätzt hatte. Judiths Gefühle veränderten sich, als die Familie ihre Bestellung aufgab.

Als die Familie bereit war ihre Bestellung aufzugeben, realisierte Judith schnell, dass sie nur drei Mahlzeiten bestellt hatten, obwohl es sich um zwei Erwachsene und zwei Kinder handelte. Die Familie bestellte nur ein Kindergericht und zwei Vorspeisen.

Besorgt

Judith machte sich Sorgen um das zweite Kind. Was die Familie bestellt hatte, konnte unmöglich alle Mitglieder sättigen. Judith betrachtete die Kinder kurz um festzustellen, ob mit ihnen möglicherweise etwas nicht stimmte.

Nichts schien an den Kindern ungewöhnlich zu sein – sie waren sogar besonders gut erzogen und höflich. Nach vielen Jahren in ihrem Job, hatte Judith bereits mehrere Situationen gesehen, in welchen Kinder nichts zu Essen bekamen als eine Art der Bestrafung. Judith überlegte, was hier vor sich ging.

Warten und zusehen

Judith fragte einen Mitarbeiter einen ihrer Tische zu übernehmen. Sie wollte sich die Familie genauer ansehen, und Judith wusste, dass sie ihr Trinkgeld anschließend teilen musste. Dies war es ihr durchaus wert, denn sie wollte wissen, ob die Kinder in Sicherheit waren. Sie musste warten, bis die Bestellung bereit war.

Judith fand den richtigen Winkel, um ein Auge auf die Familie werfen zu können, ohne dass sie es bemerkten. Sie stand hinter der Bar, was durchaus natürlich wirkte. Nach wenigen Minuten hatte Judith sich eine Meinung gebildet.

Ausgelassen

Alle Tischgäste waren nun fröhlicher und redeten miteinander, außer das kleine Mädchen. Die Eltern und der Sohn sprachen miteinander, aber das Mädchen saß nur stumm am Tisch. Sie reagierte nicht, als die anderen eine lustige Geschichte erzählten. Judith konnte nicht erkennen, ob das Mädchen unglücklich war.

An einem Punkt schien das Mädchen Andeutungen zu machen aufstehen zu wollen. Vielleicht musste sie auf die Toilette. Falls sie in Gefahr war, würde sie sicher versuchen Hilfe zu holen. Ihr Vater verbot ihr sich vom Tisch zu entfernen. Judith wollte beinahe einschreiten, aber dann bemerkte sie, dass das Essen bereit war serviert zu werden.

Genau unter die Lupe nehmen

Judith brachte das Essen der Familie zu ihnen. Sie stellte die Teller vor den Eltern und Kindern ab. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und entschied sich dazu etwas zu sagen. Sie konnte nicht länger schweigend zusehen.

Judith machte sich Sorgen um die Familie und tat nun so, als wäre sie verwirrt über die Tatsache, dass ein Teller fehlte. Sie fragte, welches Kindermenü für das andere Kind bestimmt war und ob sie etwas vergessen hatte. Die Eltern suchten jetzt nach einer Antwort.

Die Antwort

Ohne zu überlegen sagte der Vater, dass das eine Kindermenü für seinen Sohn war. Die Kinder reagierten überhaupt nicht, sie schienen einfach nur erfreut zu sein, dass das Essen endlich da war. Judith fragte, ob sie ein weiteres Kindermenü bringen sollte.

Die Familie verstummte kurz nach Judiths frage. Das Mädchen schien nun besonderes Interesse an Judith zu haben. Der Vater antwortete nervös und sagte, dass seine Tochter nicht hungrig war. Judith war sich nicht sicher, wem sie Glauben schenken sollte.

Weitere Nachforschungen

Judith bemerkte, dass die Eltern sich etwas merkwürdig verhielten. Ihre Körpersprache deutete darauf hin, dass sie die Fragen nicht ehrlich beantworteten. Obwohl Judith weitere Fragen stellen wollte, wollte sie nicht in Schwierigkeiten geraten. Aufgeben war aber auch keine Möglichkeit.

Ihr lief die Zeit davon und Judith versuchte zu überlegen, was mit dem kleinen Mädchen wohl los war. Sie wollte helfen, aber wie konnte sie das tun, wenn das Mädchen ihr nichts sagen wollte. Wenn ein Kind Hilfe brauchte wollte Judith ihm auf jeden Fall helfen. Wie würde sie es anstellen, mit den Eltern direkt am Tisch?

Ein trauriger Anblick

Judith betrachtete die Familie weiter, während sie andere Speisen zu den Gästen brachte. Die Eltern und der Sohn aßen, aber das Mädchen rührte überhaupt nichts an. Keiner von ihnen bot dem Mädchen auch nur einen Bissen an. Das Mädchen sah traurig aus und das brach Judith das Herz. Jemand musste etwas tun.

Judith versuchte einen Plan zu schmieden, während sie so tat, als würde sie die Familie ignorieren. Es musste einen Weg geben mit dem Mädchen zu kommunizieren, ohne dass die Eltern es bemerkten. Judith dachte darüber nach, das Mädchen vom Tisch wegzulocken, aber das schien unmöglich, denn ihr Vater würde sie nicht gehen lassen. Dann hatte sie eine Idee.

Der perfekte Ort

Judith war plötzlich dankbar, dass sie das Restaurant in- und auswendig kannte. Sie hatte viele Jahre lang hier gearbeitet und sie wusste wo sie stehen musste, um andere Tische betrachten zu können. Sie hatte einen Ort, an dem sie dem Mädchen ein Signal geben konnte, ohne dass ihre Familie es bemerken würde. Judith beeilte sich, um ihre Theorie testen zu können.

Als Judith dort ankam erkannte sie, dass der Sohn von einer Säule verdeckt war und die Eltern mit dem Rücken zu ihr saßen. Judith dachte, dass sie dem Mädchen eine Nachricht senden könnte. Sie wollte fragen, ob das Mädchen vielleicht in Gefahr war. Der Plan war etwas riskant.

Winken

Judith wollte den Blick des Mädchens auf sich ziehen, in dem sie ihm winkte. Das Mädchen antwortete nicht. Sie schien etwas verwirrt zu sein, was gerade vor sich ging. Sie wollte mit dem Mädchen alleine sprechen, bevor die Familie das Restaurant wieder verließ. Judith hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmt.

Dann nahm sie ein Stück Papier und einen Stift und schrieb eine Nachricht auf: “Brauchst du Hilfe?” Das Mädchen sah in Judiths Richtung und nickte, ohne dass ihr Vater es bemerkte. Dann schrieb Judith “Ok”, um dem Mädchen zu signalisieren, dass sie ihm helfen würde. Jetzt brauchte Judith einen weiteren Plan.

Hilfe einer Kollegin

Judith beschloss einer Kollegin bescheid zu geben, sie würde mit ihr im Toilettenbereich sprechen, dort konnten sie einen Plan schmieden, ohne unterbrochen zu werden. Judith hatte eine Idee, aber sie brauchte die Hilfe ihrer Kollegin.

Judith informierte ihre Kollegin, dass etwas mit der Familie nicht stimmte. Sie meinte sofort, dass sie es auch bemerkt hatte. Judith hatte einen Plan: Ihre Kollegin würde etwas Limonade auf den Vater beim vorbei gehen verschütten. So würden sie ihn vom Tisch davon locken.

Ihren Chef informieren

Zunächst musste Judith aber ihren Chef informieren, denn sie wollte nicht gefeuert werden, weil sie einem Mädchen half. Ihr Chef stimmte dem Plan zu. Sie mussten dem Mädchen dringend helfen. Sie waren sich einig, dass es ihre Pflicht war und sie setzten ihren Plan in die Tat um.

Judith war nervös, aber sie wusste, dass sie helfen musste. Ihre Kollegin ging am Tisch vorbei mit einer Bestellung an Getränken. Sie tat so, als würde sie ihr Gleichgewicht verlieren und die Getränke landeten auf dem Vater und der Tochter. Der Vater reagierte aggressiv.

Wütender Vater

Der Vater wurde wütend und schrie Judiths Kollegin an, während Judith zum Tisch eilte, um zu helfen. Der Vater stand auf und ging in Richtung der Toiletten. Dies war Judiths Chance und die bot an, das Kind ebenfalls zu den Toiletten zu bringen und sauber zu machen. Die Mutter war wie erstarrt.

Die Mutter war zurückhaltend, aber der bittende Blick der Tochter überzeugte sie. Die Mutter blickte sich um, um zu erkennen, ob ihr Mann bereits zurück kam, aber es gab kein Anzeichen seiner unmittelbaren Nähe.

Flüstern

Die ganze Situation war angespannt und merkwürdig. Die Mutter griff nach Judiths Arm und zog sie näher an sich heran. Judith war verwirrt. Die Mutter flüsterte “nimm sie schnell mit.” Judith konnte nicht glauben, was sie gehört hatte.

Es gab keine Zeit zu verlieren. Sie ging mit dem Kind zu den Toiletten. Das Mädchen, Anna, schien froh zu sein, dass sie endlich mit Judith alleine sein konnte. Jetzt konnte sie ihre Geschichte erzählen, ohne beobachtet zu werden.

Nervös

Anna war etwas nervös und fragte, ob sie Judith vertrauen konnte. Judith bestätigte dies und fragte, in welcher Situation sie steckte. Das Kind wollte Judith etwas sagen, aber dann hörten sie ein lautes Geräusch. Es klopfte jemand an die Tür und bald vernahmen sie eine laute Stimme, welche sich wütend anhörte. Der Vater verlangte nun, dass Anna wieder heraus kam. Judith sperrte die Tür zu, denn sie wusste, was vor sich ging.

Ihr Chef versuchte nun den Vater zu beruhigen und Judith war bewusst, dass sie Anna nicht für immer in diesem Raum behalten konnte. Der Vater schrie, dass er die Polizei holen würde, wenn sie nicht heraus käme. Judith wusste, dass sie in Schwierigkeiten sein würde. Dann öffnete sie die Tür.

Anstarren

Sie sah ihm direkt in die Augen und er blickte wütend auf sie herab. Er griff nach dem Arm der Tochter und ging zurück zu ihrem Tisch. Judith hatte immer noch keine Ahnung was vor sich ging – obwohl sie der Antwort so nahe gewesen war. Judith wollte den Vater nun konfrontieren. Sie hatte keine Ahnung wie er reagieren würde. Anna brauchte Hilfe!

Judith ging zum Tisch und der Vater fragte, ob sie sich entschuldigen wollte. Judith hatte andere Pläne, aber der Vater warf ihr einen Blick zu, der ihr sagte, dass sie vorsichtig sein musste. Judith nahm ihren ganzen Mut zusammen und fragte ihn nach seiner Tochter. Sie sprach laut, sodass alle im Restaurant sie hören konnten. Dann fing der Vater plötzlich zu klatschen an.

Ein Lächeln auf seinem Gesicht

Judith war verwirrt und fühlte sich nicht ernst genommen. Er machte sich über sie lustig. Dann lächelte er plötzlich. Er sagte Judith, dass sie sich keine Sorgen machen musste und alles in Ordnung war. Dann passierten weitere Dinge. Plötzlich fingen alle Leute an zu klatschen und Judith war schockiert. Was passierte hier? Ihr Chef kam und bedankte sich bei Judith, da sie das Richtige getan hatte.

Plötzlich kam ihr eine Kamera Crew entgegen. Judith war sprachlos. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Anna kam und umarmte sie. Dann sagte Anna: “Du bist wirklich ein guter Mensch.” Judith verlangte nun eine Erklärung.

Versteckte Kameras

Anscheinend hatten der Chef und sein bester Freund Judith für ein Programm mit einer versteckten Kamera eingetragen. Sie wollten die Welt wissen lassen, wie gut Judith ihren Job erledigte. Alle Menschen,

die an diesem Tag hier im Restaurant waren, wussten bescheid und Judith wusste nicht mehr was sie sagen sollte. Natürlich fühlte sie sich überwältigt, das war eine surreale Situation, in der sie noch nie gewesen war.

Gut mitgespielt

Judith wurde emotional und bedankte sich. Sie hatte ein schweres Jahr gehabt und es fühlte sich gut an, dass ihre guten Taten endlich wertgeschätzt wurden. Ihr war es egal, dass sie im Fernsehen landete, immerhin war alles aus einem guten Gedanken entstanden.

Die Kameraleute bedankten sich, denn sie waren froh, dass Judith erleichtert und nicht wütend reagiert hatte. Auch dies zeigte ihre gute Seite. Schlussendlich sah sie sich die Folge gemeinsam mit Anna und der Familie an. Sie konnten darüber lachen.

Diese Geschichte wurde aus Unterhaltungsgründen frei erfunden.