Die besten Jäger

In den schlammigen Tiefen des Nils sind Krokodile nichts Ungewöhnliches. Schon seit vielen Jahren  patrouillieren diese gefährlichen Jäger die Gewässer und suchen dort nach ihrer nächsten Mahlzeit. Der Kampf des Überlebens wird zur Gefahr für jedes Tier in der Nähe der Krokodile.

Krokodile werden von allen kleineren Lebewesen vermieden. Kindern aus den umliegenden Dörfern werden schon sehr jung mit dem Wissen erzogen, dass sie sich von den gefährlichen Tieren fernhalten sollen. Nichts Gutes kommt davon, wenn man einem Krokodil gegenüber steht – das zumindest glauben die meisten Menschen.

Die Warnung ignorieren

An einem schicksalhaften Tag, tat Michael etwas, dass niemand in seiner Familie erlaubt hätte. Michael entschied sich alle Warnungen zu ignorieren, die er Jahre lang erhalten hatte. Michael war ein 38 Jahre alter Mann, welcher in einem kleinen Dorf in Sudan aufgewachsen war. Dort hatte er auch seine Frau kennengelernt und eine Familie gegründet.

Sie waren bereits seit 12 Jahren zusammen und auch wenn es nicht das beste Leben war, das er sich vorstellen konnte, hätte es noch viel schlimmer sein können. Das Dorf war dem Nil nahegelegen und Michaels Familie hatte einen kleinen Bauernhof, der genug Nahrung produzierte, um die Familie selbst dreimal ernähren zu können. Dies bedeutete, dass seine Familie auch anderen Leuten aushelfen konnte.

Ohne Angst

Michael wurde von den Dorfbewohnern sehr geschätzt. Er hatte ein weiteres Charaktermerkmal, das ihn von der Menge abhob – er schritt ohne Angst durchs Leben. Seine Familie wusste dies besser, als jeder Andere. Tatsächlich gibt es im Sudan reichlich Gefahren, denen man besser aus dem Weg gehen sollte.

Tiere und auch Menschen aus nahegelegenen Dörfern und der Natur konnten jeder Zeit in der Nähe auftauchen und angreifen. Michael ging immer auf die Konfrontation ein, und hatte auch reichlich Narben, um dies zu beweisen. Wenn ihn Leute über seine Abenteuer fragten, würde er sie mit großem Stolz erzählen.

Inoffizieller Anführer

Die meiste Zeit war Michael mit seinen Taten sehr erfolgreich und sein Dorf schätzte ihn sehr. Man konnte fast sagen, dass er ihr inoffizielle Anführer war. Und als diese spezielle Situation sich vor Kurzem ergab, wandten sich alle an Michael um nach Anweisungen zu fragen.

Obwohl das kleine Dorf dem Nil sehr nahe war, mussten sie sich kaum mit Gefahren aus dem Wasser herumschlagen, wie Krokodile, oder Nilpferde. Diese Tiere blieben meist dem Wasser Nahe und die Dorfbewohner wussten, dass sie sich gewissen Orten einfach fernhalten sollten. Auf diese Weise konnten sie der Gefahr aus dem Weg gehen.

Ein ganz besonderer Tag

An einem Tag jedoch, hatte sich eine gefährliche Kreatur vom Nil entfernt. Dies war noch nie vorgekommen, seit Michael im Dorf gelebt hatte. Das Tier hatte sich aus dem Wasser entfernt, als wäre es überhaupt kein Problem. Es positionierte sich an einem der unmöglichsten Orte.

Ein gigantisches Krokodil, mit dem größten Bauch, den die Dorfbewohner jemals gesehen hatten, kletterte aus dem Fluss und verursachte Probleme. Es legte sich direkt in die Passage, welche die Dorfbewohner gebaut hatten, um den Wasserfluss zu ihren Bauernhöfen zu ermöglichen.

Das Wasser abschneiden

Das Krokodil blockierte den Wasserfluss, was bedeutete, dass die Pflanzen vertrocknen würden. Dies konnte zu einem großen Problem werden, besonders wenn das Krokodil sich dazu entschied, länger zu bleiben. Die Menschen bemerkten es nicht sofort, aber bald wurde es zu einem Problem.

Einige Frauen, die am Fluss die Wäsche wuschen entdeckten die gigantische Kreatur. Sie waren schockiert, und bemerkten rasch, dass das Tier den Wasserfluss blockierte. Die Frauen kamen direkt zu Michel, um eine Lösung zu finden.

Komplizierte Situation

Michael wusste, dass es keine Zeit zu verlieren gab. Mit einigen anderen Männern vom Dorf ging er los, um sich die Situation selbst anzusehen. Es wurde schnell klar, dass es sich um eine komplizierte Situation handelte, denn das Krokodil machte nicht den Anschein, als würde es bald seinen Platz verlassen.

Die Frauen erklärten Michael wie schwierig es für die meisten Tiere war aus dem Fluss zu klettern. Es war ein Wunder, dass dieses gigantische Tier dort hinauf geklettert war. Michael erkannte, wie schwer und langsam sich das Krokodil bewegte.

Ein Risiko eingehen?

Das Krokodil anzuschieben war keine Möglichkeit, auch wenn es zu träge war, um sie überhaupt zu verletzen – dieses Risiko konnten sie nicht eingehen. Außerdem schien es überhaupt zu groß zu sein, um von Hand verschoben werden zu können. Es musste noch eine andere Möglichkeit geben.

Viele Optionen wurden durchdacht unter den Dorfbewohnern und eines der beliebtesten Möglichkeiten war, das Tier einfach zu töten und den Körper danach zu entfernen. Michael war dagegen. Diese Idee war zwar eine Möglichkeit, stellte sich aber gegen seine Prinzipien.

Das Leben schätzen

Schon von jungen Jahren an wurde Michael der Wert des Lebens beigebracht und ein abnormal großes Krokodil zu töten, war eindeutig ein unnötiger Tod. Er konnte diesen Vorschlag nicht akzeptieren, außerdem war ihm etwas aufgefallen, als er sich da Krokodil angesehen hatte.

Michael hatte schon viele Krokodile in seinem Leben gesehen und das Verhalten dieses Tieres war irgendwie merkwürdig, fast so, als würde ihm etwas fehlen. Er wollte dem Tier helfen und er fühlte sich so, als musste er etwas unternehmen. Michael konnte es nicht einfach so leiden lassen.

Mit einem Besucher sprechen

Glücklicherweise wusste Michael genau, wen er kontaktieren musste. Vor wenigen Wochen war ein Besucher in das Dorf gekommen, um die Wildtiere und die Probleme, die sie bereiteten, zu besprechen. Das kam jetzt bereits zur Anwendung, denn dieser Mann konnte Michael vermutlich helfen, das Krokodil zu retten.

Der Mann war von einem Wildtier Konservatorium und empfahl dringend, seltene Tiere so wenig wie möglich zu töten. Wenn die Dorfbewohner ein Problem hatten, sollten sie ihn zuerst anrufen. Und das tat Michael jetzt auch, er rief den Mann an und fragte um seine Hilfe.

In den Sudan kommen

Der Mann hieß Jason, er war aus England in den Sudan gekommen im Auftrag so viele Wildtiere wie möglich zu retten. Er wusste, dass es viele Tiere rund um Michaels Dorf gab. Das war der Grund, warum er dem Dorf einen Besuch abgestattet hatte, vor einigen Wochen. Als Jason die Geschichte des gigantischen Krokodils hörte, war er aufgeregt es zu sehen.

Er war eine zwei Tage lange Reise vom Dorf entfernt und ein Video, oder Foto musste reichen. Die Dorfbewohner konnten nicht länger auf ihre Wasserversorgung warten. Sie mussten etwas unternehmen. Da Jason nicht schnell genug anreisen konnte, war nun die Debatte das Tier zu töten, wieder auf dem Tisch.

Ein einfache Lösung

Der Tod des Tieres würde den Bewohnern eine einfache Lösung bieten und sie außerdem eine Weile lang ernähren. Das Tier war so groß, dass es viele Familien sättigen konnte. Außerdem würden sie sich keine weiteren Gedanken um ihre Ernte machen müssen.

Jason versuchte die Dorfbewohner zu überzeugen, dass sie das Tier am Leben halten sollten. Er versprach ihnen, Nahrungspakete zu schicken, wenn sie das Tier doch in Ruhe lassen würden. Viele Einwohner waren bereit, Jasons Rat zu ignorieren, aber Jasons Worte drangen zu einem Mann durch – Michael.

Positive Veränderung

Michael hatte sich in den Kopf gesetzt das Tier zu retten, aber jetzt da er wusste er auch, dass er seine Verbindung mit den Dorfbewohnern stärken würde, wenn sie die positiven Auswirkungen dieser Rettung erfahren würden. Michael hatte schon lange versucht einen positiven Einfluss auf das Dorf zu haben. Dies war seine Möglichkeit.

Das Tier zu töten würde ausschließlich auf kurze Sicht einen positiven Effekt bringen. Michael wollte aber die wahren Konsequenzen durchdenken. Es gab einen Grund, dass er der inoffizielle Anführer des Dorfes war. Nachdem er die Dorfleute überzeugt hatte, waren sie bereit das Tier zu retten, aber wie? Jason konnte erst in zwei Tagen im Dorf sein, dies war eindeutig zu lange. Sie mussten eine andere Lösung finden.

Video Anruf

Jason wusste viel über große Tiere, aber er wusste auch, wenn er einen Spezialisten mit ins Boot holen musste. Jason leitete die Situation an die weltweit führende Tierärztin für Krokodile in der USA weiter, welche sich für einen Video Anruf mit Michael bereit erklärte.

Auf dieser Art konnte er das Tier herzeigen und sie konnte ihn hoffentlich anweisen, was er als nächstes tun musste. Michael fing an, um das Tier herum zu schleichen und es zu filmen, damit die Tierärztin es untersuchen konnte. Er war vorsichtig, denn es handelte sich weiterhin um ein gefährliches Tier, das vermutlich seine Rettung überhaupt nicht begreifen konnte.

In schlechtem Zustand

Die Verbindung zwischen Michael und dem Tierarzt war schlecht. Glücklicherweise erkannte die Tierärztin schnell, dass das Tier Probleme zu haben schien. Sie versuche es Michael so gut wie möglich zu erklären. Nachdem sie sich das Tier angesehen hatte, erklärte sie, dass das Krokodil eine unnatürlich große Wölbung an seinem Bauch hatte.

Sie erklärte, dass vermutlich etwas in seinem Magen feststeckte. Das Krokodil hatte vermutlich etwas verschluckt, das es nicht verdauen konnte. Dies erklärte auch, warum sich das Tier nicht mehr bewegte. Es hatte keine Energie mehr. Aber was war es, das das Krokodil verschluckt hatte? Und was konnte Michael und die anderen Dorfbewohner tun, um das Problem zu lösen?

Nur eine Lösung

Der Tierarzt informierte Michael, dass es nur einen Weg gab, um das Tier zu retten. Jemand musste das Krokodil aufschneiden, und das Objekt aus dem Magen entfernen. Aber wer würde das tun? Michael erklärte den anderen Dorfbewohnern, was die Tierärztin gesagt hatte und die Augen der Dorfbewohner wandten sich an ihn, als er den Plan erklärte.

Michael würde das Krokodil selbst aufschneiden. Niemand sonst würde sich solch einer Situation annehmen. Glücklicherweise konnte er die anderen Dorfbewohner überzeugen, das Tier festzuhalten. Dies war äußerst wichtig für Michaels Sicherheit. Sie gingen durch das Dorf und sammelten alle wichtigen Gegenstände für die Rettung ein.

Hilfe von den Anderen

Die Dorfbewohner sammelten alle möglichen Dinge zusammen. Sie hatten Seile, mit denen sie das Maul zusammenbinden würden. Sie planten daran auch seine beine mit Seilen am Boden zu befestigen, damit sich das Tier nicht weiter bewegen konnte.

Die Dorfbewohner näherten sich nun dem Krokodil und fingen an, es mit den Seilen zu befestigen, sowie sie es geplant hatten. Es war eine große Operation, aber das Krokodil wehrte sich kaum – dies war ein weiterer Hinweis darauf, in welch schlechten Zustand sich das Tier befand. Als Michael das Gefühl hatte, dass es sich nun um eine relativ sichere Situation handelte, machte er sich an die Arbeit.

Der erste Schnitt

Die Tierärztin war mit einem Video Anruf verbunden und ein weiterer Dorfbewohner filmte Michael, damit er die besten Instruktionen erhalten konnte. Auf diese Weise würde Michael wissen, was er tun musste, um das Tier zu retten. Zunächst musste er das Messer desinfizieren, um die Bakterien zu töten. Dann machte er den ersten Schnitt.

Glücklicherweise reagierte das Tier kaum und es dauerte nicht lange, bis Michael fand, was dem Tier schmerzen bereitet hatte. Nach zwei weiteren Schnitten, war er im Magen angekommen und er konnte das Objekt, welches sich im Magen befand herausholen. Michael konnte es kaum glauben. Aus dem Krokodil war ein alter, blauer Fußball gekommen – dies hatte nun wirklich niemand erwartet.

Das Objekt

Michael musste das Krokodil nun wieder zusammennähen, und die Wunde dann so gut wie möglich mit der dicken Haut verschließen. Die Tierärztin war immer noch mit Michael im Gespräch und erklärte Schritt für Schritt, was er tun musste. Michael folgte den Anweisungen, während manche Dorfbewohner Fisch vom Dorf holten, um dem Tier etwas zu essen zu geben. Als sie mit der Nahrung zurück kehrten, war das Tier bereits von seinen Fesseln befreit.

Es war bereits jetzt bemerkbar, dass es dem Tier besser ging, als vor der Operation. Die Dorfbewohner legten eine Spur aus Fischen in Richtung des Flusses, sodass das Krokodil sich eifrig auf den Weg machen konnte. Nun war der Wasserfluss nicht weiter blockiert und die Pflanzen würden wieder bewässert werden.

Jason benachrichtigen

Michael rief sofort Jason an, um ihm die guten Neuigkeiten zu übermitteln. Als Dankbarkeit für den Einsatz des ganzen Dorfes, versprach Jason dem Dorf einige Lebensmittel und Gegenstände zu schicken, die in der Gegend sonst nicht erreichbar waren. Alle Dorfbewohner waren überglücklich, als Michael ihnen die Nachricht überbrachte.

Michael hatte sein Leben riskiert, aber alles hatte sich so gut wie möglich entwickelt. Sein Dorf hatte von der Situation profitiert und er konnte seine Position als Anführer des Dorfes stärken. Das Krokodil schwamm nun wieder im Fluss und das Tier war in bester Gesundheit.