10 lange Jahre

Casper war nicht neu auf seiner Arbeit. Er arbeitete schon seit zehn Jahren als Müllmann. Er wurde in verschiedenen Städten beauftragt und er wusste inzwischen, dass Menschen alle möglichen Dinge weg warfen, die man sich kaum vorstellen konnte.

Er hatte bereits ein komplett neues sechs-Personen Zelt gefunden, sowie eine Kiste mit neugeborenen Katzen, die er zum Tierheim brachte. Es verwunderte ihn nichts mehr, aber seine Mitarbeiter machten ihm manchmal das Leben schwer.

Ein langweiliger Tag

Dieser Tag hatte wie jeder Andere begonnen – langweilig. Casper bekam die Karte mit den eingezeichneten Straßen, die er abfahren musste und bald danach, drängelten seine Mitarbeiter zu den Fahrzeugen. Nach einigen Stunden hatten sie ihre Arbeit beinahe hinter sich gebracht,

inzwischen waren alle etwas entspannter. Das Team entschied sich dazu ein Spiel zu spielen, um die Zeit schneller vergehen zu lassen. Die Langeweile bei der Arbeit musste für den Rest des Tages einfach verschwinden.

Eine Wette abschließen

Das Spiel war ganz einfach und hatte nur wenige Regeln. Jeder Müllmann würde sein eigenes Team sein, sie versuchten Müllsäcke in das Fahrzeug zu werfen. Aber was war so schwierig daran? Jeder Teilnehmer würde versuchen,

ein Stück weiter zu werfen, als der Müllmann davor. Der Verlierer, mit der geringsten Treffsicherheit würde den anderen Mitarbeitern schließlich ein Bier ausgeben, wenn die Arbeit vollbracht war. Dieses Spiel hatten sie schon öfter erfolgreich gespielt.

Überreste zurück lassen

Die Sommermonate hatten bereits angefangen und es war ein heißer Tag. Die Kombination von Hitze und der Gestank des Mülls war frustrierend. Das Spiel schien eine gute Idee zu sein, um die wachsende Spannung zwischen den Mitarbeitern zu umgehen.

Für Casper schien es einfach nur ein weiterer Weg zu sein, wie ihn seine Mitarbeiter ausgrenzen konnten. Jeder seiner Mitarbeiter hatte bereits seinen Müllsack gefunden, den sie werfen würden, bevor sie Casper überhaupt erst über das Spiel informierten. Nun hatte er mit den Überresten zu kämpfen.

Mit einer Frau flirten

Casper verdrehte seine Augen, als er vom Spiel erfuhr. Er war der heutigen Crew erst vor einigen Monaten beigetreten. Dies war nicht das erste Mal, dass seine Crew ihn ausgrenzte und nicht als Mitarbeiter anerkannte.

Casper zuckte mit den Schulter. Die Wahrheit war, dass er gar kein Teil des Teams sein wollte, da seine Mitarbeiter oft alles daran setzten, Frauen während der Arbeit anzusprechen. All dies kam ihm äußerst merkwürdig vor.

Einen großen Müllsack wählen

Aber da es sonst nichts zu tun gab, gab er schließlich nach und wollte das beste aus der Situation machen. Er suchte durch den Müll, bis er schließlich einen passenden Müllsack fand. Alle Säcke waren entweder zu leicht, oder zu schwer, es dauerte bis er das passende Flugobjekt wählen konnte.

Sobald Casper seinen Müllsack ausgewählt hatte, war es Zeit anzutreten. Caspers Mitarbeiter hatten bereits ihre Plätze eingenommen und konzentrierten sich jetzt auf ihr Ziel, den Müllwagen. Einer nach dem anderen ließen sie die Säcke in die Luft schwingen und sie landeten auf ihrem Ziel. Nun war es an Casper, den Wurf zu tätigen.

Einen Versuch starten

Casper seufzte und fing an sich zu konzentrieren. Er würde all seine Kraft aufwenden müssen für diesen schweren Sack. Er schloss seine Hand fester, ging etwas in die Knie, schwang den Sack über seinen Kopf und würde hoffentlich treffen.

Der Müllsack segelte durch die Luft, schwang höher, als die anderen Säcke vor ihm und eine Sekunde lang schien es so, als würde Casper gewinnen. Aber dann flog der Sack zu weit und landete vor dem Fahrzeug. Casper war enttäuscht, aber das Gefühl blieb nicht lange erhalten.

Geräusch aus dem Müllsack

Die Männer applaudierten und lachten, als der Müllsack auf dem Boden landete. In Casper breitete sich Frustration aus, denn nun würde er den Männern eine Runde Bier ausgeben müssen. Dann wurde es merkwürdig. Die Männer wollten sich nun erneut der Arbeit widmen, aber Casper hörte ein Geräusch.

Das Geräusch war kaum erkennbar, vor allem, da die anderen im Hintergrund noch immer lachten. “Hey, beruhigt euch mal.”, sagte Casper und sah gleichzeitig, wie seine Mitarbeiter die Augen verdrehten. Sein Fokus war nun darauf gerichtet, den Ursprung des Geräusches zu erkennen. Seine Mitarbeiter wollten ihren arbeitsintensiven Tag beenden und so schnell wie möglich abhauen.

Den Müllsack öffnen

Casper ignorierte sie, und ging dem Müllsack entgegen, den er geworfen hatte. Er suchte nun nach der Geräuschquelle. Seine Finger versuchten den Knopf des Müllsackes zu öffnen, aber er war komplett fest gezogen. Er wollte den Müllsack nicht aufreißen, denn dann würde sich alles auf der Straße verteilen.

Caspers Kollegen waren schon müde und wollten nun nur noch ihr Bier einfordern. Niemand von ihnen hatte genug Geduld, um auf Casper zu warten. Einer seiner Mitarbeiter nahm ihm den Müllsack aus der Hand. Anscheinend war das mysteriöse Geräusch verschwunden…

Sich verabschieden

Der Mitarbeiter warf den Müllsack auf ihr Fahrzeug und kletterte auf den Beifahrersitz. Niemand hatte auch nur irgendwelche Absichten, einen Moment länger hier zu bleiben, um das Mysterium zu lösen. Casper hatte keine Lust auf das Fahrzeug zu klettern und nun durch den Müll zu wühlen, um nach dem Geräusch zu finden. Er konnte die Sache aber auch noch nicht los lassen.

Sie schafften es zurück zur Entsorgungsanlage. Der Müll des Fahrzeuges wurde nun auf ein Förderband geladen. Caspers Arbeit war nun offiziell vorüber und er und seine Kollegen konnten endlich abhauen. Casper hatte immer noch das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Was, wenn in dem Müllsack tatsächlich kleine Kätzchen waren? Es wäre nicht das erste Mal, das er etwas derartiges erlebt hatte.

Neue Entscheidung

Casper rang mit sich selbst, denn er wollte eigentlich nur noch nach Hause gehen, aber er entschied sich, zu bleiben. Er gab seinen Mitarbeitern Geld für eine Runde Bier, die er ihnen schuldete. Wenn er nicht blieb, würden ihn die Schuldgefühle auffressen, er musste wissen, was mit dem mysteriösen Müllsack passiert war, erst dann konnte er sich einem Bier widmen. Seine Mitarbeiter schüttelten die Köpfe und gingen los.

Der gesamte Müll des Tages war auf einem Förderband gelandet. Das Band transportierte die Säcke in einen Raum, wo sie dann sortiert wurden. Das Förderband war lang und füllte ein ganzes Lagerhaus aus. Casper hoffte, dass das Geräusch erneut erklingen würde, damit er die Sache bald hinter sich bringen konnte.

Könnte dies der Müllsack sein?

Casper wartete an der Seite des Förderbandes, er sah sich alle Müllsäcke genau an. Einige Minuten später, erkannte er einen merkwürdig geformten Müllsack. Könnte dies der Müllsack sein, von dem ein Geräusch gekommen war?

Der Sack bewegte sich langsam mit dem Förderband, bis er endlich Casper entgegen kam. Casper war sich nun sicher, es musste sich um den Müllsack handeln, den er zuvor geworfen hatte. Ohne eine weitere Überlegung nahm er ihn vom Förderband. Casper fühlte, wie sich Aufregung in ihm ausbreitete.

Überprüfen

Casper ging in eine isolierte Ecke, wo ihn niemand sehen konnte. Er legte den Sack auf einen Tisch und nahm ein Messer hervor. Dieses Mal würde er nicht mehr von seinen Mitarbeitern gestört werden. Er schnitt ein Loch in den Sack, um das Geheimnis zu lüften.

Er atmete tief durch und leerte den Inhalt des Müllsacks auf den Tisch. Der Müll platzte aus dem Sack und verteilte sich. Casper wühlte mit seinen Handschuhen durch den Inhalt. Endlich fand er heraus, was die merkwürdigen Geräusche verursacht hatte.

Überrascht

Casper hatte sich mental auf alles vorbereitet, er hatte eine kleine Katze, oder sogar noch schlimmer, ein menschliches Baby erwartet. Was er fand, überraschte ihn. Es war kein Tier, wie er erwartet hatte. Stattdessen fand er einen kleinen Kassettenrekorder.

Casper entfernte ihn aus dem Müllhaufen. Ein Teil des alten Geräts war eingedrückt, vermutlich, weil er den Müllsack durch die Gegend geworfen hatte. Was ihn überraschte war, dass das Aufnahmegerät angeschaltet war, aber die Lautstärke war so gering, dass er sich nun selbst wunderte, es überhaupt gehört zu haben.

Lauter stellen

Die Neugierde überkam Casper und er drehte das Gerät lauter, denn er wollte die merkwürdigen Geräusche nun identifizieren, was ihm auch gelang. Das merkwürdige Murmeln wurde zu klaren Worten und Casper war schockiert. Die Aufnahme war geflüstert, und die Nachricht war äußerst verstörend.

Die Stimme war von einer Frau, sie flüsterte: “Bitte hilf mir. Komm zur 52 Wellington Straße. Ich habe nicht viel Zeit. Bitte rette mich.” Casper war wortlos, er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht, aber was würde er tun?

Die nächsten Schritte

Er nahm, was er entdeckt hatte zu seinen Kollegen, sie diskutierten nun, ob es sich womöglich nur um einen Streich handelte, aber Casper wollte die Polizei informieren. Was, wenn es sich nicht um einen Streich handelte, und eine Frau tatsächlich in einer schwierigen Situation steckte. Dies schien den Rest der Crew zu überzeugen, und Casper rief bei der Polizei an.

Die Polizei reagierte zunächst skeptisch auf den Anruf, aber Casper bestand darauf, die Adresse zu überprüfen. Er konnte den Terror in der Stimme der unbekannten Frau nicht vergessen. Die Polizei stimmte schließlich zu und Casper traf sie an der vereinbarten Adresse.

Eingriff

Casper war sich nicht sicher, ob ihn die Polizei tatsächlich dort haben wollte, oder nicht. Er wollte einfach nur wissen, wie die Sache ausging. Als er dort ankam, war die Polizei bereits vor Ort. Nervös zeigte Casper ihnen die Aufnahme und erklärte, wie er zu dem Gerät gekommen war. Er hatte gehofft, das mehrere Polizisten kommen würden, da es sich womöglich um etwas sehr gefährliches handeln konnte.

Die Polizei erklärte, dass es vollkommen normal war, dass sie nur eine oder zwei Personen schickten, um einen möglichen Notfall zu überprüfen. Casper war schockiert, dass die Polizei derart an dem Schweregrad des Notfalls zweifelten. Die Polizei meinte weiters, dass es sich möglicherweise um einen Witz handelte.

Auf Nummer sicher gehen

Die zwei Polizisten parkten einige Meter entfernt und gingen nun in Richtung des Hauses. Sie wussten, dass die Situation leicht außer Kontrolle geraten konnte, wenn sie mit Verstärkung auftauchten. Casper blieb ganz in der Nähe – er wollte sich nichts entgehen lassen.

Die Polizisten ließen Casper sogar an der Tür läuten, mit dem Aufnahmegerät in seiner Hand – Von Casper, in Arbeitskleidung, ging überhaupt keine Gefahr aus, die Polizei wollte dies nutzen. Casper war nervös. Was, wenn die Person tatsächlich gefährlich war?

Alles Riskieren

Caspers Herz schlug immer schneller, als er sich der Tür näherte. Wollte er wirklich ein derart großes Risiko eingehen? Er fühlte sich so, als würde ihn die Polizei prüfen, ob es sich doch um einen Streich handelte, den er möglicherweise geplant hatte.

Casper klingelte und hielt das Aufnahmegerät nach oben. Er hoffte, dass die Polizei jeder Zeit bereit war. Er hörte Schritte, die sich der Tür näherten, dann fragte ihn jemand, was er wollte. Casper sagte, dass er ein Aufnahmegerät gefunden hatte, welches auf diese Adresse hinwies. Sofort öffnete sich die Tür.

Gefahr im Verzug

Ein Mann öffnete die Tür, er hielt ein Messer in seiner Hand. Mit einem wilden Gesichtsausdruck näherte er sich Casper, der sofort ein paar Schritte zurück machte. Bevor der Mann ihm etwas antun konnte, kam die Polizei in wenigen Schritten näher und wiesen den Mann an, seine Waffe fallen zu lassen.

Der Mann versuchte sich zu wehren, aber er hatte keine Chance. Die Polizisten hatten ihn in Handschellen gelegt und nahmen ihn nun mit zum Auto. Casper stand noch immer vor dem Haus, zitternd. Dieser Mann hatte etwas zu verbergen und nun mussten sie die Wahrheit heraus finden.

In der Löwengrube

Nun forderten die Polizisten Verstärkung an und kurz darauf, kamen zwei weitere Polizeiwagen an. Zwei der Polizisten transportierten den Mann zum Auto, während die anderen bewaffnet ins Haus vordrangen. Casper blieb draußen, und wartete gespannt.

Die Polizisten gingen durch das ganze Haus und suchten nach einem Lebenszeichen. Tatsächlich schien überhaupt niemand hier zu sein. Sie fanden den Eingang zu Keller, der mit mehreren Schlössern abgesperrt zu sein schien.

Aufbrechen

Sie klopften zunächst an der Tür und sofort kam ein kläglicher Ruf aus den Tiefen des Kellers zurück. Die Stimme war von einer Frau – die Frau von der Aufnahme. Einer der Polizisten holte das Werkzeug, um die Schlösser aufzubrechen und kurz darauf, war es endlich so weit.

Sie fanden eine Frau, die an ein Rohr gekettet war. Die Polizei schnitt sie los und brachte sie sofort vor das Haus. Sie zitterte erschöpft, weinte und fing an zu erklären, wie sie hier gelandet war. Die Geschichte ließ alle erstarren.

Dunkle Seite

Anscheinend war der Mann, den Casper angetroffen hatte ihr Ehemann. Er war schon immer gewalttätig gewesen, aber vor einigen Tagen, ging er noch einen Schritt weiter und schloss seine Frau im Keller ein. Obwohl sie Angst gehabt hatte, war sie meist unbeaufsichtigt gewesen, was sie mit der Planung ihrer Flucht übrig ließ.

Sie kramte durch alle Kisten im Keller und fand schließlich ein altes Aufnahmegerät. Es hatte sogar noch eine Kassette darin und sie flüsterte die Botschaft darauf, die Casper im Anschluss gefunden hatte. Als ihr Ehemann den Müll weg warf, legte sie das Aufnahmegerät in den Müllsack. Sie hoffte darauf, dass er nichts bemerken würde.

Wunder

Casper hatte das Gerät gefunden und die Polizei kontaktiert. Ohne Zweifel, hatte er ihr Leben gerettet. Die Frau war unter Schock und ihr Ehemann würde sich für lange Zeit von seiner Freiheit verabschieden müssen.

Casper wurde zum Held der Stadt und die Menschen winkten ihm, wenn sie ihn bei der Arbeit erkannten. Ihm wurde von der Arbeit sogar zusätzlicher Urlaub geschenkt, damit er sich von dem ganzen Schock erholen konnte. Casper war dankbar, und ohne Zweifel würde er sich auch in der  Zukunft auf sein Bauchgefühl verlassen.