Als Anna spürte, dass ihre Kräfte sie verliessen, war sie bereits bis zur Mitte des Sees geschwommen. Panik schnürte ihr die Kehle zu. Badegäste am Ufer des Sees erkannten, dass etwas nicht stimmte und wollten gerade hineinspringen, um ihr zu helfen. Doch da

bemerkten sie, dass ein Bär aus dem Wald ins Wasser rannte und direkt auf Anna zuschwamm. Alle schrieen aufgregt durcheinander, doch keiner hatte den Mut ins Wasser zu springen.

Worst-Case-Szenario

Anna hatte gewusst, dass sie an diesem Tag gar nicht in den See hätte steigen sollen. Und als sie nach so langer Zeit wieder einen Versuch unternommen hatte zu schwimmen, hätte sie niemals so weit schwimmen dürfen.

Das musste ja schief gehen, und jetzt gab es niemanden, der ihr helfen konnte. Aber von allen Worst-Case-Szenarien, die ihr einfielen, war keine davon mit einem Bären verbunden, der in ihre Richtung schwamm.

Lieber ertrinken?

Der Bär kam mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu und Anna überlegte, ob sie einfach aufhören sollte, sich über Wasser zu halten, und sich einfach in die Tiefe des Sees sinken lassen sollte.

Es wäre vermutlich ein friedlicheres Ende, als von diesem riesigen Tier in Stücke gerissen zu werden. Andererseits klammerte sich etwas in ihr unterbewusst ans Überleben und strampelte einfach weiter.

Von Angesicht zu Angesicht

So kam sie nicht rechtzeitig zu einem Entschluss, da der Bär ihr bereits im See fast gegenüberstand. Er war zum Greifen nah und würde sie bestimmt gleich zerfleischen. Doch dann tat das Tier etwas, womit niemand gerechnet hatte.

Doch wie hatte Anna es überhaupt geschafft, sich selbst in diese gefährliche Situation zu bringen? Warum war der Bär so verzweifelt bemüht, sie zu erreichen? Und was würde er mit Anna machen, wenn er sie erreicht?

Ein großer Schritt für Anna

Für Anna war es ein großer Schritt gewesen, mit ihrer Familie wieder an den idyllischen See zu fahren. Der Ort war ein absoluter Favorit der Einheimischen und das ganz besonders bei so schönem Wetter wie heute.

Das ganze Ufer des Sees war dann voller Besucher. Und heute war es nicht anders. Familien brachten alle nur erdenklichen Sportsachen mit an den See und die Imbissbuden hatten Hochbetrieb.

Sie möchte nicht so viele Zuschauer haben

Es sah so aus, als wäre heute wieder einmal die ganze Stadt hierhergekommen und Anna sah viele bekannte Gesichter. Doch während andere sich über den Trubel freute, war Anna betrübt.

Worüber sie nicht besonders glücklich war, war die Hektik, das laute Geschrei spielender Kinder und Erwachsener. Sie war sehr nervös und hätte sich ein paar Zuschauer weniger gewünscht.

Sie zögerte ins Wasser zu gehen

Während ihre beiden Söhne sofort nach dem Anhalten des Autos aus dem Auto ins Wasser rannten, nahm sich Anna Zeit und begann, alle Vorräte auszuladen, die sie für heute mitgebracht hatte.

Sie ließ sich Zeit, einen guten Platz zu finden, baute alles sorgfältig auf und achtete darauf, dass die Getränke gut gekühlt waren. In Wirklichkeit versuchte sie nur, das Unvermeidliche hinauszuzögern.

Schlechte Erinnerungen

Beim Anblick des sauberen, klaren Wassers, in dem scheinbar jeder Einheimische gerade die beste Zeit seines Lebens hatte, schnürte sich Anna langsam immer mehr und mehr das Herz zu.

Ihre Gedanken kehrten sofort zu diesem unvergesslichen Tag vor fast einem Jahr zurück. Sie musste sich jetzt stark konzentrieren um nicht zitternd auf die Knie zu fallen und lauthals zu weinen.

Keine Chance es abzuschütteln

Anna versuchte die Erinnerung abzuschütteln, bevor sie diesen Tag nicht mehr vergessen konnte. Denn sie wusste, wenn das passieren würde, würde sie heute wahrscheinlich überhaupt nicht in Urlaubsstimmung kommen.

Aber selbst mit der positivsten Einstellung waren all die Menschen um sie herum immer noch ein Problem für sie. Noch ahnte sie es nicht, aber dieses Problem würde schon bald gelöst sein.

Ein bekanntes Auto hielt an

Während Anna sich langsam und nervös darauf vorbereitete, ins Wasser zu gehen, hielt ein Auto in der Nähe des Ufers. Anna erkannte die Markierungen am Fahrzeug sofort und alle anderen auch.

Sie wussten, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Scherzhaft wurde der Fahrer von den Einheimischen als Spaßpolizei bezeichnet. Ein Mensch, der es scheinbar darauf anlegte, allen den Spaß zu verderben.

Der Förster

Aus dem Auto stieg der Förster mit Sonnenbrille und einem Mikrofon in der Hand. Er fing damit an, allen zu sagen, sie sollten nicht in Panik geraten, aber er hatte schlechte Nachrichten zu überbringen.

Die Einheimischen waren schon an derartige schlechte Nachrichten gewöhnt. Sie waren immer nur für die Einheimischen schlecht, nie für den Seufzer. Ein allgemeiner Seufzer der Enttäuschung war von allen über den See zu hören, außer wahrscheinlich von Anna.

In der Gegend gab es einen Bären

Ein paar Meilen vom See entfernt war eine Braunbären-Mutter mit ihren Jungen gesichtet. worden Die Förster hatten aktuell keine Ahnung, ob das Tier in diese Richtung unterwegs war.

An sich würde man von einer Bärenmutter mit Kindern erwarten, dass sie sich von so vielen Menschen fernhalten würde. Aber um auf der sicheren Seite zu sein, würde der Förster es begrüßen, wenn heute alle nach Hause gehen würden. Zu ihrer eigenen Sicherheit.

Die Leute begannen zu gehen

Danach fuhr das Auto des Försters schnell wieder los, vermutlich um die Bewegungen des Bären weiter zu verfolgen. Doch wie sich herausstellte, würde der Ranger den Bären erst dann wieder entdecken, wenn es zu spät war.

In der Zwischenzeit sah Anna, dass die meisten Leute aus dem Wasser stiegen und zögernd begannen, ihre Sachen einzusammeln. Keiner hatte Lust auf die Begegnung mit einer Bärenmutter.

Das Risiko wert

Dies war ein Ort, an dem fast jeder schon einmal einen Bären gesehen hatte und die meisten Menschen wussten, dass man sich nicht mit einer Bärenmama anlegen sollte, die ihre Jungen beschützt.

Aber trotz des Risikos gab es immer noch ein paar Leute, die nirgendwohin gingen. Der nun wieder idyllisch ruhige See strahlte eine verlockende Ruhe aus. War es das Risiko wert, noch zu bleiben?

Ist es das Risiko wirklich wert?

Während Anna anfangs noch fest entschlossen gewesen war, mit ihren Jungs wieder nach Hause zu fahren, erkannte sie jetzt, dass der See ohne die vielen Menschen richtig einladend wirkte.

Sie konnte endlich in den See gehen und eine Runde Schwimmen, ohne dass all diese Leute sie möglicherweise sahen. Und für sie war das das winzige Risiko dieser Bärenmutter zu begegnen wert.

Anna beschloss zu bleiben

Ihre Jungen waren sichtlich verwirrt, als sie ihnen sagte, dass sie nicht wie fast alle anderen gehen würden, aber sie hätten kein Problem damit. Im Gegenteil, sie waren froh weiter spielen zu können.

Wenn ihre Mutter sagte, es sei in Ordnung, wer wären sie dann, das in Frage zu stellen? Und so stiegen sie schnell wieder ins Wasser um ihre neuen Schwimmflossen auszuprobieren.

Warten, dass alle gehen

Anna wartete geduldig darauf, dass alle weg waren, die gehen wollten. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, auf den Seiten zu sitzen, aber zumindest war der See jetzt größtenteils verlassen.

Und vor lauter Aufregung über die Situation hatte Anna den Bären in der Gegend fast vergessen. Sie überlegte sich, ob sie jetzt nicht doch wieder eine Runde schwimmen sollte. Sie hatte das ja immer so geliebt.

Viel weniger Leute

Nach einer weiteren halben Stunde waren mit ihr und ihren Jungs nur noch etwa 15 bis 20 Menschen im See. Damit war der See so gut wie leer. Vorher waren es sicher weit über 300 Menschen gewesen.

Anna konnte sich jetzt leicht ein ruhiges Plätzchen am See aussuchen, wo sie in Ruhe und ohne beurteilt zu werden mit dem Schwimmen beginnen konnte. Das kalte Wasser fühlte sich belebend an.

Es war ihr immer noch peinlich

Der Grund, warum Anna lieber alleine schwimmen wollte, war, dass ihr letztes Jahr am See etwas sehr Peinliches passiert war. So peinlich, dass sie heute noch rot wurde und zu zittern anfing, wenn sie nur daran dachte.

Sie war nicht nie beste Schwimmerin gewesen, aber sie konnte sich doch immer gut über Wasser halten. So ging sie also stets mit großem Selbstvertrauen in den See. Etwas, das sie schnell bereuen würde.

Sie verliert ihr Bikinioberteil

Es dauerte damals nicht lange, bis Anna einen sehr schweren Krampf in der Wade verspürte. So sehr, dass sie ihren Kopf kaum über Wasser halten konnte und anfing, um Hilfe zu schreien.

Doch bei all ihrem panischen Herumtoben im Wasser hatte Anna es tatsächlich geschafft, ihr Bikinioberteil zu verlieren. Wie es oft ist im Leben, hatten Annas Hilferufe nicht die erhoffte Wirkung.

Niemals vergessen

Die Leute dachten, Anne würde sich einen Spaß machen. Alle schauten ihr zu, wie sie sich zurück ans Ufer kämpfte. Keiner kam auf die Idee ihr zu helfen, da es wie ein Klamauk wirkte und nicht wie ein Notfall.

Doch weil alle zu der fuchtelnden und langsam ans Ufer starmpelnden Anna hinblickten, sahen dann auch alle, wie sie ohne Bikini-Oberteil mit nackten Brüsten aus dem Wasser steig. Nun brüllten 200 Menschen vor Lachen.

Ihr Selbstvertrauen stärken

Seither war Anna fast nie mehr geschwommen. Sie wollte ihr Selbstvertrauen im Schwimmen aber wieder stärken, sonst hatte sie Angst, dass sie mit der Zeit völlig verlernt, wie man schwimmt.

Sie ging davon aus, dass sie bereits das schlimmste Schwimmerlebnis überhaupt hinter sich hatte, sodass es von hier aus nur noch bergauf gehen sollte. Aber die arme Frau hat sich sehr geirrt.

In der Mitte des Sees

Das Schwimmen verlief anfangs eigentlich sehr gut. So gut, dass Anna nicht einmal darauf achtete, wie weit sie sich vom Ufer entfernte. Es tat gut zu schwimmen, ohne dass tausend Blicke auf sie gerichtet waren.

Erst als sie etwas müde wurde, wurde ihr klar, dass sie es tatsächlich bis zur Mitte des Sees geschafft hatte. Nach einem Jahr ohne Schwimmtraining war das eine ganz erhebliche Strecke gewesen.

Panik

Anna geriet jetzt in Panik. Sie spürte, wie ihre Muskeln zu schmerzen begannen und wie ihre Energie in rasantem Tempo aus ihrem Körper floss. Als ihr das letzte Mal an diesem See etwas schiefging, waren genug Leute da, um sie zu retten.

Dies war jedoch aufgrund der Bedrohung durch den Bären nicht mehr der Fall. Und als Anna gerade über den Bären nachzudenken begann, entdeckte sie etwas, das tausendmal schlimmer war als lachende Nachbarn.

Niemand würde kommen, um zu helfen

Anna begann um Hilfe zu schreien, da sie wusste, dass sie es nicht allein zurück ans Ufer schaffen würde, aber es war niemand mehr in der Nähe, der ihre Rufe hören und ihr helfen konnte.

Die letzten See-Besucher waren schon am Parkplatz und räumten ihre Autos ein. Sie konnten sie so weit entfernt vom See weder hören noch sehen. Aber es gab jemanden, der Anna hörte.

Der Bär rettete Anna

Die Bärenmutter reagierte auf Annas Schrei und begann schnell auf sie zuzuschwimmen. Anna befürchtete das Schlimmste, doch der Bär packte sie tatsächlich am Hemd und zerrte sie ans Ufer des Sees.

Nachdem sie sie in Sicherheit gebracht hatte, zog sich die Bärenmutter wieder in den Wald zurück. Anna versteht immer noch nicht, warum das Tier das für sie getan hat. Aber eines weiß sie ganz sicher; Sie schwimmt nie wieder in diesem See!